Auktion "Online Sale", endet in: 30 Tagen Lot 124000630

 

124000630
Gerhard Hoehme
Florus in der Grotte, 1974.
Acryl
Startpreis: € 10.000
Florus in der Grotte. 1974.
Acryl auf Damast über Hartfaser mit PE-Schnüren.
Links unten signiert und datiert. Verso signiert, datiert, betitelt und bezeichnet. 118 x 117 x 10,5 cm (46,4 x 46 x 4,1 in). [JS].

• Hoehmes Werk ist ein faszinierender Beitrag zu einem neuen, von den traditionellen Fesseln der Malerei befreiten Bildbegriff.
• In seinen berühmten Arbeiten mit Kunststoffschnüren weitet Hoehme die Bildfläche in die dritte Dimension und lässt die Oberfläche in den Raum ausgreifen.
• Hoehmes progressiver Bildbegriff ist bis heute von einer faszinierenden Unangepasstheit und Frische.
• Hoehmes wechselvolles Schaffen wird u. a. 1980 im Museum am Ostwall in Dortmund, 1985/86 in der Städtischen Kunsthalle Mannheim, 2000 in der Kunsthalle Düsseldorf und 2009/10 im MKM Museum Küppersmühle mit großen Ausstellungen geehrt
.

PROVENIENZ: Privatsammlung Deutschland.
Privatsammlung Rheinland (seit 1983, durch Erbschaft vom Vorgenannten).

LITERATUR: Margarete Hoehme, Kunstmuseum Bonn, Dieter Ronte und Christoph Schreier (Hrsg.), Gerhard Hoehme. Catalogue Raisonné, Bonn 1998, S. 340, WVZ-Nr. 74-06 (o. Abb.).

"Die Kunstwissenschaft wird es einmal schwer haben mit meinem Werk [..]"

Gerhard Hoehme, zit. nach: Margarete Hoehme u. a. (Hrsg.), Gerhard Hoehme. Catalogue Raisonné, Bonn 1998, S. 47.

Basierend auf informellen Anfängen in den 1950er Jahren, entwickelt Hoehme in den kommenden Jahrzehnten ein ausgesprochen vielseitiges Werk, welches das Ergebnis eines steten künstlerischen Ringens um die Entgrenzung der Malerei von der Fläche ist. Bereits 1957 hat Hoehme sich zu diesem starken Verlangen folgendermaßen geäußert: "Den Gesetzen der Fläche bin ich immer nur widerwillig gefolgt. [..] Meine Sehnsucht war der weite Raum, der dritte, vierte, fünfte -- nach oben, zur Seite, nach vorn, ja sogar nach hinten, aber ohne illusionistische Tiefe. Eines Tages spannte ich nicht mehr die Leinwand auf das Geviert des Keilrahmens, sondern ich ging den umgekehrten Weg: Mit einem großen Stück Malleinen verfügte ich über das Feld, auf dem sich die Geschehnisse abspielen sollten." (zit. nach: G. Hoehme. Catalogue Raisonné, S. 506). Aus diesem Bestreben heraus entstehen bereits in den 1950er Jahren Hoehmes unregelmäßige Leinwandformate, ein bedeutender künstlerischer Schritt in Richtung einer entgrenzten Malerei, der erst in den 1960er Jahren durch die Arbeiten Frank Stellas als "shaped canvases" kunsthistorische Bedeutung erlangen sollte. Hoehmes um 1960 einsetzende Sprach- bzw. Schriftbilder zeigen wiederum eine deutliche Nähe zu den zeitgleichen Schöpfungen des Amerikaners Cy Twombly. Die stilistische Nähe dieser beiden Künstler ist jedoch nur von kurzer Dauer: Hoehme wendet sich auf der Suche nach der maximalen Entgrenzung des Bildes bald Schnittmusterbögen sowie Schnurbildern zu. Er überwindet durch die Einbeziehung fremder Materialen und langer, die Leinwand in den Raum erweiternder PVC-Schnüre bald schon die traditionellen Grenzen der Malerei. Seit den 1960er Jahren hatte Hoehme eine Professur an der Kunstakademie in Düsseldorf neben Joseph Beuys inne, wo unter anderem Sigmar Polke zu seinen Studenten zählt. Die vorliegende Komposition "Florus in der Grotte" ist ein besonders schönes Beispiel dieses von Hoehme in der zweiten Häfte der 1960er Jahre vollzogenen progressiven Aktes, Kunststoffschnüre aus der Bildoberfläche heraus in den Raum ausgreifen zu lassen. Faszinierend ist die Kombination aus der fein akzentuierten Stofflichkeit des Damastes, der Malerei und den dreidimensionalen Elementen der geschlungenen und gewundenen PE-Schnüre. Unablässig hinterfragt Hoehmes Œuvre die traditionellen Grenzen der Malerei und schafft auf diese Weise ein faszinierend wechselvolles Œuvre, das von dem unbedingten Wunsch nach Entgrenzung getragen ist. [JS]

Guter Gesamteindruck. Der Damast material- und technikbedingt schwach unregelmäßig gebräunt sowie partiell mit wenigen winzigen Braunfleckchen und Flüssigkeitsrändchen. Kanten partiell minimal unfrisch bzw. berieben. PE-Schnüre alterungsbedingt leicht gebräunt.
Der Zustandsbericht wurde bei Tageslicht und unter Zuhilfenahme einer UV-Lichtquelle nach bestem Wissen und Gewissen erstellt.
Nähere Informationen zum Zustand entnehmen Sie bitte der Großdarstellung / Abbildung Rückseite.