Auktion: 386 / Moderne Kunst am 10.12.2011 in München Lot 106

 
Otto Freundlich - Composition


106
Otto Freundlich
Composition, 1936.
Öl
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 34.160

(inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Karton.
Nicht bei Heusinger von Waldegg. Links unten monogrammiert. Verso nochmals monogrammiert sowie datiert und bezeichnet "Paris". 23,7 x 17,8 cm (9,3 x 7 in).

Mit einer Fotoexpertise von Edda Maillet, secretaire-générale de l'Assocation "Les Amis de Jeanne et Otto Freundlich", Paris, vom 27. April 2010. Die Arbeit wird in den in Vorbereitung befindlichen Supplement des Werkverzeichnisses der Arbeiten von Otto Freundlich von Joachim Heusinger von Waldegg aufgenommen.

PROVENIENZ: Privatsammlung Frankreich.

Otto Freundlich ist einer der frühesten Vertreter der abstrakten Kunst. Freundlich studiert zunächst in München und Berlin Zahnmedizin und Kunstgeschichte, bevor er den Entschluss fasst, bildender Künstler zu werden. 1907/08 studiert er in Berlin. 1908 unternimmt er eine erste Reise nach Paris und findet Anschluss an die avantgardistischen Künstlerkreise auf dem Montmartre. Nach Deutschland zurückgekehrt, versucht Freundlich mit geringem Erfolg in München eine Malschule zu eröffnen. 1910-14 hält er sich zumeist in Paris auf. Er beteiligt sich an den Ausstellungen der "Neuen Sezession" in Berlin, der Kölner "Sonderbund"-Ausstellung 1912 und am "Ersten Deutschen Herbstsalon" 1913. Von 1914 bis 1924 lebt er zumeist in Köln und Berlin. Im September 1918 erscheint in der expressionistischen Zeitschrift "Die Aktion" ein Sonderheft mit den Arbeiten Freundlichs. Wenig später wird er Mitglied der in Berlin gegründeten "November-Gruppe", 1919 organisiert er zusammen mit Johannes Theodor Baargeld und Max Ernst die erste Kölner Dada-Ausstellung. Als er 1925 nach Paris zurückkehrt, wird Freundlich Mitglied der Künstlervereinigung "Abstraction-Création", die er jedoch 1934 wieder verlässt. Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 zerstört Freundlichs enge Kontakte zu den deutschen Kunstkreisen. Seine Werke werden aus deutschen Museen entfernt, die Plastik "Der neue Mensch" auf dem Titelblatt der Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt. Nach Kriegsausbruch beginnt eine Odyssee durch verschiedene französische Internierungslager.

In seinen Abstraktionen versucht Otto Freundlich nie, eine Art Assoziation an reale Welten herzustellen. Die Zuordnung der einzelnen Farbfelder folgt einem inneren Prinzip. Einzig einer Rhythmisierung der Bildfläche in der wiederholenden Anordnung von Farbflächen, wie die Gelbflächen in unserem Werk, wohnt eine innere Dynamik inne, die der Komposition eine bestimmte Aussage verleiht. Der Schwerpunkt liegt jedoch in dem in sich ruhenden Rot, das als ordnender Punkt die Komposition nach rechts unten abschließt. Beeindruckend ist die Frische der Farbfelder, die in ihrem unmodulierten Grundton die Bildfläche scheinbar schwerelos beleben.

In einem kleinen Pyrenäendorf wird Freundlich Anfang 1943 denunziert. Der Tag seiner Ankunft im Konzentrationslager Majdanek ist auch sein Todestag. [KD].




106
Otto Freundlich
Composition, 1936.
Öl
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 34.160

(inkl. Käuferaufgeld)