Auktion: 410 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2013 in München Lot 835

 

835
Eva Hesse
Penetration, 1965.
Collage
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 20.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Penetration. 1965.
Collage mit Acryl, Tusche und Aquarell. Fest auf Unterlagekarton montiert.
Verso auf dem Unterlagekarton handschriftlich datiert und betitelt. 13,5 x 8,2 cm (5,3 x 3,2 in), blattgroß. Unterlagekarton: 26,7 x 25,4 cm (10,5 x 10 in).

Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Zeichnungen Eva Hesses aufgenommen, das 2014 von der Yale University Press herausgegeben wird. Wir danken dem Estate of Eva Hesse für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Privatsammlung (1965/66 direkt von der Künstlerin erworben).

LITERATUR: G. Nabakowski, Eva Hesses Nonkonformismus, in: Frauen, Kunst, Wissenschaft, Dezember 2002, S. 78 (mit Abb.).

Im Jahr 1936 kommt Eva Hesse in Hamburg als Tochter eines Juristen zur Welt. 1939 flieht die jüdische Familie vor der NS-Diktatur in die Vereinigten Staaten. Hier absolviert Eva Hesse, die 1945 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhält, ihre Ausbildung. Zunächst lernt sie an der School of Industrial Art, dann am Pratt Institute in Brooklyn (1952/53). Anschließend schreibt sich Eva Hesse 1954 an der New Yorker Cooper Union ein. 1957 kann sie schließlich an die renommierte Yale University in New Haven wechseln, wo Hesse als Meisterschülerin bei Josef Albers lernt und 1959 den Bachelor of Fine Arts ablegt. Eva Hesse zieht anschließend wieder nach New York City und arbeitet zunächst als Textildesignerin, bald aber auch als freie Künstlerin. 1961 stellt Eva Hesse, frisch verheiratet mit ihrem Künstlerkollegen Tom Doyle, erstmals ihre Werke aus, und 1963 werden die frühen Zeichnungen Gegenstand der ersten Einzelschau. Bereits in diesen ersten grafischen Werken offenbart die junge Künstlerin eine reife und wegweisende Stilsprache.

Die hier angebotene Gouache zeugt von dem enormen Form- und Farbvokabular, das Hesse souverän beherrscht. Die an eine Rakete gemahnende Arbeit, die in satten Pinktönen ausgearbeitet ist, erhält trotz ihrer Konzentration auf Linien eine ungemeine skulpturale Spannung, die erkennen lässt, welche Bedeutung auch die Skulptur im Œuvre der Künstlerin zunehmend innehat.

1964/65 bereist Eva Hesse gemeinsam mit Tom Doyle Europa. Das Paar besucht Deutschland, Frankreich, Italien und die Schweiz. Zurück in New York etabliert sie sich rasch in der Kunstszene. Zu ihren Freunden zählen Größen wie Sol LeWitt, Mel Bochner, Robert Smithson und Dan Graham. Eva Hesse experimentiert in ihren zunehmend monumentaler werdenden, aber immer zart und zerbrechlich anmutenden Skulpturen nun auch mit ungewöhnlichen Materialien wie Polyester, Latex, Plexiglas und Glasfaser. Auch bedeutende Werke auf Papier entstehen in dieser Werkphase. Oft kennzeichnen Gegensätze wie "organisch und geometrisch" oder "geordnet und chaotisch" ihre Arbeiten. Stilistisch steht Eva Hesse der Minimal Art nahe. Sie verleiht dieser strengen, kalten Kunstform ergreifende Sinnlichkeit und Emotionalität. Bereits 1970 verstirbt Eva Hesse, deren Werke heute in bedeutenden Häusern wie dem Museum of Modern Art in New York oder der Londoner Tate Modern zu sehen sind, in New York an einem Gehirntumor. Die Künstlerin wird nur 34 Jahre alt. [KP].




835
Eva Hesse
Penetration, 1965.
Collage
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 20.000

(inkl. Käuferaufgeld)