Auktion: 410 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2013 in München Lot 1202

 

1202
Jean Paul Riopelle
Ohne Titel, 1954.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 90.000
Ergebnis:
€ 122.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 1954/55.
Öl auf Leinwand.
59,2 x 72 cm (23,3 x 28,3 in).

Werke Riopelles aus den 1950er Jahren gehören zu den gefragtesten Arbeiten des Künstlers auf dem internationalen Auktionsmarkt.
Mit einer Fotoexpertise von Yseult Riopelle, Archives du Catalogue raisonné de Jean Paul Riopelle, Montréal, vom 20. Mai 2013. Die Arbeit wird unter der Nummer "368-A 2-WFA" im Archiv geführt und unter der Nummer "1954.100 H" in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.

Jean Paul Riopelle kommt 1923 in Montreal zur Welt. In Paris, wohin sich Jean Paul Riopelle nach seinem Malereistudium in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre begibt, knüpft der Künstler fruchtbare Kontakte zu den Surrealisten. Im Spannungsfeld von akademischer Prägung und künstlerischer Verortung findet Jean Paul Riopelle zu seiner Bildsprache: So sind Jean Paul Riopelles Gemälde immens von dem künstlerischen Konzept des "Automatismus" geprägt, weshalb sie dem "Abstrakten Expressionismus" nahestehen. Vor diesem Hintergrund faszinieren die Werke Jean Paul Riopelles in ihrem Gespinst aus getropften und gespachtelten Farbspuren, die, dem Anschein einer Farbexplosion gleich, die gesamte Bildfläche in subtiler Anmutung überbordend ausfüllen. Indem der Künstler sein Material impulsiv bearbeitet, gleicht der Malakt dabei einer gestisch impulsiven Entäußerung. Theoretisch fundiert ist diese Arbeitsweise durch die Künstlergruppe "Les Automatistes", die der Lehrer Jean Paul Riopelles, Paul-Émile Borduas, zu Beginn der 1940er Jahre ins Leben ruft und deren Mitglied Riopelle wird. Die Beziehung zu der Malerin Joan Mitchell, deren Werke ebenfalls dem "Abstrakten Expressionismus" zuzuordnen sind, ist ebenfalls eine Inspirationsquelle für Jean Paul Riopelle.

Die hier vorliegende überaus dichte Arbeit fasziniert durch den ihr innewohnenden Kontrast zwischen den einerseits unterschiedlichen gewählten Farben und der andererseits gleichlautenden Richtung der Spachtelungen. Beides zusammengenommen, die dissonante Farbsprache und die homogene, auf ein Ziel gerichtete Handschrift, die von der linken unteren Bildpartie anschwillt und nach rechts oben zu drängen scheint, gibt der Komposition ihre Dominanz und ihre überaus starke Aussage. Strukturgebend ist die schwarze, in pastosen Streifen aufgetragene Farbe, die das Gerüst der Komposition bildet und mit den weißen, blauen, gelben und roten Farbspuren ergänzt wird.

Zu Riopelles umfänglichem Œuvre zählen neben Ölgemälden auch Zeichnungen und Druckgrafiken sowie Plastiken. Für sein vielfältiges künstlerisches Schaffen wird Jean Paul Riopelle im Jahr 1981 mit dem "Prix Paul-Émile-Borduas" ausgezeichnet, der nach seinem Lehrer benannt ist. Im März 2002 verstirbt Jean Paul Riopelle, dessen Arbeiten in renommierten internationalen Museen und Sammlungen vertreten sind und in zahlreichen Ausstellungen weltweit gewürdigt werden. [KP].




1202
Jean Paul Riopelle
Ohne Titel, 1954.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 90.000
Ergebnis:
€ 122.000

(inkl. Käuferaufgeld)