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830
Günther Uecker
Zärtlicher Garten, 1964.
Nägel und Farbe auf Holz
Schätzung:
€ 600.000 Ergebnis:
€ 1.429.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Zärtlicher Garten. 1964.
Nägel und Farbe auf Holz.
Honisch 356. Verso zweifach signiert sowie datiert und betitelt "Zärtlicher Garten" sowie mit den gestrichenen Titeln "Diagonale Strömung" und "Kleines Meer", zweifacher Richtungspfeil und Richtungsbezeichnung. Oben am Rand nochmals signiert, datiert und betitelt "Zärtlicher Garten". 154 x 153 x 9,5 cm (60,6 x 60,2 x 3,7 in).
Das Jahr 1964 bedeutet für Günther Uecker den internationalen Durchbruch, weitere Werke aus dem gleichen Jahr befinden sich im MOMA und Nelson Rockefeller Collection, vormals Sammlung Frank Sinatra.
Dieses Werk ist im Uecker-Archiv registriert unter der Nummer GU.64.005 und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das entstehende Uecker Werkverzeichnis.
PROVENIENZ: Sammlung Glasmeier, Gelsenkirchen (mindestens seit 1967).
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.
AUSSTELLUNG: Licht Bewegung Farbe, Kunsthalle Nürnberg, 28.4.-18.6.1967, Kat.-Nr. 47, mit Farbabb. S. 51.
Zero in Gelsenkirchen 1963/2013: Zurück in die Zukunft, Kunstmuseum Gelsenkirchen, 2013 (nicht im Ausst.-Kat.)
Zero. Die internationale Kunstbewegung der 50er und 60er Jahre, Martin-Gropius-Bau Berlin, 21.3.-8.6.2015; Stedelijk Museum, Amsterdam 4.7.-8.11.2015, Kat.-Nr. 487.
"Ich habe mich nie als Attackierer gesehen. Diese Aggression, die man mir unterstellt, ist eigentlich gar nicht vorhanden. Es ist Zärtlichkeit, die aber eine Impertinenz hat, eine Aufdringlichkeit. Diese Zärtlichkeit ist eine Liebessehnsucht."
Günther Uecker, zit. nach: www.ndr.de/kultur/geschichte/koepfe/Guenther-Uecker-Viele-Naegel-grosse-Kunst.
"Die Bewegung des Feldes
Das Flirren des Lichtes
Im Wasser der Wind
Sprache der sich auflösenden Zeichen des Schönen
Wolken des Schwebens
Das Weiß des Strandes
Wo das Sichtbare, durch das Licht gekrönt, sich im Unsichtbaren verliert."
Günther Uecker, 1964
Nägel und Farbe auf Holz.
Honisch 356. Verso zweifach signiert sowie datiert und betitelt "Zärtlicher Garten" sowie mit den gestrichenen Titeln "Diagonale Strömung" und "Kleines Meer", zweifacher Richtungspfeil und Richtungsbezeichnung. Oben am Rand nochmals signiert, datiert und betitelt "Zärtlicher Garten". 154 x 153 x 9,5 cm (60,6 x 60,2 x 3,7 in).
Das Jahr 1964 bedeutet für Günther Uecker den internationalen Durchbruch, weitere Werke aus dem gleichen Jahr befinden sich im MOMA und Nelson Rockefeller Collection, vormals Sammlung Frank Sinatra.
Dieses Werk ist im Uecker-Archiv registriert unter der Nummer GU.64.005 und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das entstehende Uecker Werkverzeichnis.
PROVENIENZ: Sammlung Glasmeier, Gelsenkirchen (mindestens seit 1967).
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.
AUSSTELLUNG: Licht Bewegung Farbe, Kunsthalle Nürnberg, 28.4.-18.6.1967, Kat.-Nr. 47, mit Farbabb. S. 51.
Zero in Gelsenkirchen 1963/2013: Zurück in die Zukunft, Kunstmuseum Gelsenkirchen, 2013 (nicht im Ausst.-Kat.)
Zero. Die internationale Kunstbewegung der 50er und 60er Jahre, Martin-Gropius-Bau Berlin, 21.3.-8.6.2015; Stedelijk Museum, Amsterdam 4.7.-8.11.2015, Kat.-Nr. 487.
"Ich habe mich nie als Attackierer gesehen. Diese Aggression, die man mir unterstellt, ist eigentlich gar nicht vorhanden. Es ist Zärtlichkeit, die aber eine Impertinenz hat, eine Aufdringlichkeit. Diese Zärtlichkeit ist eine Liebessehnsucht."
Günther Uecker, zit. nach: www.ndr.de/kultur/geschichte/koepfe/Guenther-Uecker-Viele-Naegel-grosse-Kunst.
"Die Bewegung des Feldes
Das Flirren des Lichtes
Im Wasser der Wind
Sprache der sich auflösenden Zeichen des Schönen
Wolken des Schwebens
Das Weiß des Strandes
Wo das Sichtbare, durch das Licht gekrönt, sich im Unsichtbaren verliert."
Günther Uecker, 1964
„Zärtlicher Garten“ gehört zu den gesuchten frühen Nagelfeldern Günther Ueckers. Das Werk entsteht im Jahr 1964. Uecker bespielt in diesem Jahr nicht weniger als neun "ZERO"-Ausstellungen, darunter auch die legendäre Schau bei Howard Wise in New York: der internationale Durchbruch für den 34-jährigen Künstler. Werke, die im selben Jahr wie der "Zärtliche Garten" entstehen, befinden sich heute in namhaften Sammlungen, wie zum Beispiel ein weißes Feld im Museum of Modern Art, New York, oder die Arbeit "Heart" in der Nelson Rockefeller Collection, vormals Sammlung Frank Sinatra. In dieser wichtigen Umbruchzeit findet Uecker zum Organischen als Thema seiner Nagelfelder. Diese revolutionäre Entwicklung zeigt eine Gegenüberstellung von „Zärtlicher Garten“ mit einer typischen, mathematisch-seriellen Nagelreihung. Die Letztgenannte folgt einem streng geometrischen Schema. Der Abstraktion gebührt hier der erste Rang. Wie anders dagegen „Zärtlicher Garten“: Ein sanftes Wogen erweckt die Stahlstifte zu geheimnisvollem Leben. Statt der Nicht-Farbe Weiß fasst ein zarter, strukturgebender Rosenton Nägel und Feld - ein seltenes Beispiel für den subtilen Kolorismus des frühen Uecker, der seine Hinwendung zum „organischen Nagelfeld“ hintersinnig unterstützt. Dieter Honisch schreibt zu dieser Entwicklung: „Die Nagelfelder, die selbstverständlich weiter entstehen, wirken dynamisiert und sehr viel bewegter als die zurückliegenden. […] Diese bewegten Felder, die vom Material her schwerer, ästhetisch trotzdem leichter werden, gehören zu den virtuosesten Lösungen, die Uecker im Rahmen seines Arbeitsprinzips gefunden hat.“ (Dieter Honisch, Günther Uecker, Stuttgart 1983, S. 93)
Ein beziehungsreicher Zyklus
Fünf formatgleiche, organisch bewegte Nagelfelder entstehen 1964: „Zärtlicher Garten“, „Porträt Bettina“, „Weißer Vogel“, „Weiße Flut“ und „Haar der Nymphen (für Beatrice)“. Auch inhaltlich gehören diese Werke zusammen. Organische Lebensfülle vereint sich hier mit assoziativem Potenzial, das durch die Titel kraftvolle Nahrung erhält. Beziehen sich die Frauennamen auf lebende Personen oder sind nicht vielmehr „Beatrice“ (Dantes Angebetete) und „Bettina“ (von Arnim, in Liebe zu Goethe entbrannt) längst zu Synonymen der romantischen Liebe geronnen? Und mag man nicht in „Weißer Vogel“ eine Taube, in „Weiße Flut“ gar einen Phallus erahnen? Der schlussendlich für unser Werk gewählte Titel „Zärtlicher Garten“ erweist sich als besonders beziehungsreich: Weithin bekannt ist die spätmittelalterliche Tradition, Minneszenen in Gärten darzustellen - und es braucht nicht allzu viel Fantasie, um in den Nagelstrukturen zwei Leiber zu erahnen, die sich mit geöffneten Armen aufeinander zubewegen. Ist es also die Liebe, die den roten Faden dieses außergewöhnlichen Zyklus bildet? Uecker wäre nicht Uecker, wenn eine eindeutige Antwort möglich wäre. Seine Werke bleiben trotz ihres Assoziationsreichtums immer nebulös - so wie der Künstler selbst.
Avantgarde in Gelsenkirchen
Es erstaunt nicht, dass ein außergewöhnliches Werk auch im Besitz eines außergewöhnlichen Sammlers zu finden war. Der erste Besitzer des Werkes „Zärtlicher Garten“ war Ernst Otto Glasmeier, der das Werk kurz nach seiner Entstehung Ende der 1960er Jahre erwarb. Der Name ist nicht nur als der eines progressiven Architekten weithin bekannt. Gemeinsam mit einigen Freunden steht Glasmeier auch im Zentrum einer avantgardistischen Kunstszene, in der "ZERO" ein geistiges Zuhause findet. Und das nicht etwa in einer Metropole, sondern im tiefsten Ruhrpott: in Gelsenkirchen, wo die Gegend rauer und der Geist freier ist als anderswo. Ihr „ZERO-Museum“ wollen Uecker, Mack und Piene darum auch nicht in Düsseldorf errichten, sondern in Gelsenkirchen, wo die Ausstellung „Zero in Gelsenkirchen“ (1963) und Ueckers Klavierbenagelung im „Pianohaus Kohl“, bei der selbstverständlich auch Glasmeier anwesend ist, Kunstgeschichte schreiben. Das Urteil des Kritikers und Zeitzeugen Heiner Stachelhaus bringt es auf den Punkt: „Die Kunst der 60er Jahre in Gelsenkirchen - das ist, rückblickend betrachtet, irgendwie eine verrückte Sache. Etwas Phänomenales war im Spiele.“ (zit. nach: Burkhard Leismann (Hrsg.), Industrial land art im Ruhrland, Essen 2009, S. 46). [AT]
Ein beziehungsreicher Zyklus
Fünf formatgleiche, organisch bewegte Nagelfelder entstehen 1964: „Zärtlicher Garten“, „Porträt Bettina“, „Weißer Vogel“, „Weiße Flut“ und „Haar der Nymphen (für Beatrice)“. Auch inhaltlich gehören diese Werke zusammen. Organische Lebensfülle vereint sich hier mit assoziativem Potenzial, das durch die Titel kraftvolle Nahrung erhält. Beziehen sich die Frauennamen auf lebende Personen oder sind nicht vielmehr „Beatrice“ (Dantes Angebetete) und „Bettina“ (von Arnim, in Liebe zu Goethe entbrannt) längst zu Synonymen der romantischen Liebe geronnen? Und mag man nicht in „Weißer Vogel“ eine Taube, in „Weiße Flut“ gar einen Phallus erahnen? Der schlussendlich für unser Werk gewählte Titel „Zärtlicher Garten“ erweist sich als besonders beziehungsreich: Weithin bekannt ist die spätmittelalterliche Tradition, Minneszenen in Gärten darzustellen - und es braucht nicht allzu viel Fantasie, um in den Nagelstrukturen zwei Leiber zu erahnen, die sich mit geöffneten Armen aufeinander zubewegen. Ist es also die Liebe, die den roten Faden dieses außergewöhnlichen Zyklus bildet? Uecker wäre nicht Uecker, wenn eine eindeutige Antwort möglich wäre. Seine Werke bleiben trotz ihres Assoziationsreichtums immer nebulös - so wie der Künstler selbst.
Avantgarde in Gelsenkirchen
Es erstaunt nicht, dass ein außergewöhnliches Werk auch im Besitz eines außergewöhnlichen Sammlers zu finden war. Der erste Besitzer des Werkes „Zärtlicher Garten“ war Ernst Otto Glasmeier, der das Werk kurz nach seiner Entstehung Ende der 1960er Jahre erwarb. Der Name ist nicht nur als der eines progressiven Architekten weithin bekannt. Gemeinsam mit einigen Freunden steht Glasmeier auch im Zentrum einer avantgardistischen Kunstszene, in der "ZERO" ein geistiges Zuhause findet. Und das nicht etwa in einer Metropole, sondern im tiefsten Ruhrpott: in Gelsenkirchen, wo die Gegend rauer und der Geist freier ist als anderswo. Ihr „ZERO-Museum“ wollen Uecker, Mack und Piene darum auch nicht in Düsseldorf errichten, sondern in Gelsenkirchen, wo die Ausstellung „Zero in Gelsenkirchen“ (1963) und Ueckers Klavierbenagelung im „Pianohaus Kohl“, bei der selbstverständlich auch Glasmeier anwesend ist, Kunstgeschichte schreiben. Das Urteil des Kritikers und Zeitzeugen Heiner Stachelhaus bringt es auf den Punkt: „Die Kunst der 60er Jahre in Gelsenkirchen - das ist, rückblickend betrachtet, irgendwie eine verrückte Sache. Etwas Phänomenales war im Spiele.“ (zit. nach: Burkhard Leismann (Hrsg.), Industrial land art im Ruhrland, Essen 2009, S. 46). [AT]
830
Günther Uecker
Zärtlicher Garten, 1964.
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