Auktion: 484 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 24.05.2019 in München Lot 50

 

50
Franz von Stuck
Männlicher Rückenakt (Studie zu "Medusa"), Um 1908.
Kreide und Graphit auf chamoisfarbenem Papier
Schätzung:
€ 3.500
Ergebnis:
€ 9.375

(inkl. Käuferaufgeld)
Männlicher Rückenakt (Studie zu "Medusa"). Um 1908.
Kreide und Graphit auf chamoisfarbenem Papier.
Rechts mittig signiert. Verso mit handschriftlichen Bezeichnungen in Blei. 33,4 x 29,6 cm (13,1 x 11,6 in), Blattgröße.

PROVENIENZ: Privatbesitz Niedersachsen.
Dörling, Hamburg, Auktion am 2. Dezember 1992, Los 3031.
Privatsammlung Niedersachsen (vom Vorgenannten erworben).

Bei der hier angebotenen Zeichnung eines muskulösen, männlichen Rückenakts handelt es sich wohl um eine Vorzeichnung zu Franz von Stucks Ölgemälde "Medusa" aus dem Jahr 1908 (vgl. Voss 334). Zu diesem sind bei Voss zwei Studien verzeichnet: der Unterkörper eines männlichen Aktes (vgl. Dr. Hans W. Singer, Zeichnungen von Franz von Stuck, Leipzig 1912, Tafel 11) sowie eine in Privatbesitz befindliche Studie mit dem Oberkörper eines Mannes, der das Haupt der Medusa in der erhobenen rechten Hand hält. Unsere Zeichnung erscheint als Verlängerung des bei Singer abgebildeten Unterkörpers, wenngleich unser Oberkörper in einer stärkeren Linksdrehung festgehalten ist, welche durch den vor die Augenpartie geführten linken Arm optisch weiter verstärkt wird. Das Ölgemälde "Medusa" zeigt zwei nackte junge Männer, die sich im Schwertkampf gegenüberstehen, wobei einer der beiden - Perseus - anstelle des Schwertes das Gorgonenhaupt gezogen und - selbst den Blick abwendend - seinem Gegener entgegenstreckt hat. Der Rivale ist in Rückenansicht gegeben und vesucht sich ob des Medusenkopfes nach links wegzudrehen. Mit der Linken seine Augen beschirmend, ist ihm vor Schreck das Schwert aus der rechten Hand gefallen. Zwar lässt Stuck in seinem sehr allgemein betitelten Gemälde die genaue Identifikation des Rivalen offen, vergleicht man jedoch andere Bildfindungen der Kunstgeschichte zum Perseus-Mythos, so erscheint die Benennung der Figur mit Phineus, dem Onkel und eigentlichen Verlobten der Andromeda, am wahrscheinlichsten. Beispielsweise wäre hier ein Gemälde von Luca Giordano in der National Gallery in London von ca. 1670 zu nennen, das den Kampf zwischen Perseus und Phineus beim Hochzeitsmahl zwar in einer mit Menschen bevölkerten Halle, jedoch in einer sehr ähnlichen Figurenkonstellation und Körperdurchbildung zeigt. [FS]



50
Franz von Stuck
Männlicher Rückenakt (Studie zu "Medusa"), Um 1908.
Kreide und Graphit auf chamoisfarbenem Papier
Schätzung:
€ 3.500
Ergebnis:
€ 9.375

(inkl. Käuferaufgeld)