Auktion: 489 / Evening Sale am 07.06.2019 in München Lot 101

 

101
Karl Schmidt-Rottluff
Kühler Morgen, 1909.
Aquarell
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 200.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Kühler Morgen. 1909.
Aquarell.
Links unten signiert und datiert. Verso signiert und datiert. Auf Velin. 47,5 x 65,5 cm (18,7 x 25,7 in), blattgroß.

• Beispielhaft für die Bedeutungssteigerung des Aquarells für Schmidt-Rottluff im Jahr 1909.
• Aquarelle aus diesem Jahr sind außerordentlich selten auf dem Kunstmarkt.
• Fulminante Darstellung der Dangaster Küste
.

Das Aquarell ist im Archiv der Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung, Berlin dokumentiert.

PROVENIENZ: Atelier des Künstlers (bis 1922).
Sammlung Arnold (Aron) Zuckermann und Augusta (Gittel) Zuckermann (geb. Hutschnecker), Berlin-Dahlem / ab 1938 New York.
Otto Gerson Gallery, New York (laut Leonhard Hutton).
Leonard Hutton Galleries, New York (1979, Leonhard Hutton Hutschnecker war der Bruder der Augusta Zuckermann).
Privatsammlung.

AUSSTELLUNG: Künstler-Gemeinschaft Brücke, Galerie Arnold, Dresden, September 1910, Nr. 73.
Herbstausstellung des Oldenburger Künstlerbundes, 1911.
Dangaster Künstler im Lappan, Oldenburg, Vereinigung für junge Kunst, 1922, n.n.
Schmidt-Rottluff - Aquarelle, Galerie Ferdinand Möller, Berlin 1922, Nr. 5.
A Collection of Modern German Art, W. R. Valentiner, Anderson Galleries, New York 1.-20.10.1923, Nr. 232.
German Expressionism: Selected Drawings, Prints and Watercolors, College Art Gallery/State University of New York, New Paltz, 4.-21.11.1979, Nr. 23, mit Abb.

LITERATUR: Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 5./6.6.1980, Los 1164.
Ewald Gäßler, Schmidt-Rottluff und Oldenburg, in: Karl Schmidt-Rottluff. Retrospektive, München 1989, S. 21.
Gerhard Wietek, Schmidt-Rottluff, Oldenburger Jahre 1907-1912, Mainz 1995, Nr. 59, Farbabb. S. 317 (Betitelung vertauscht mit "Weg im Herbst").
"Die Aquarelle von 1909 können als eine homogene und fulminante Werkgruppe angesehen werden. Sie gehören zu Schmidt-Rottluffs großartigsten Leistungen" (M. Moeller, in: Ausst.-Kat. Werke aus der Slg. des Brücke-Museums Berlin, Hypo Kulturstiftung, München 1997, S. 19)

Während seines Sommeraufenthalts in Dangast widmet sich Karl Schmidt-Rottluff 1909 intensiv der Aquarellmalerei. Er malt vor allem die Landschaft des stillen Küstenortes und versucht, mit neu gefundener Expressivität die Stimmungen festzuhalten. Es entstehen bemerkenswerte Schöpfungen, wie das Blatt "Kühler Morgen", die völlig autonom und aller Beiläufigkeit enthoben gleichberechtigt neben seinen Gemälden stehen. Dies zeigt sich nicht zuletzt in dem größer werdenden Format der Blätter. Diese frühen Aquarelle werden durch einen schnellen, stark gestischen Pinselduktus bestimmt, zwischen den aufgelösten Farbflächen wirkt der Malgrund hindurch. Obwohl aus der Farbe heraus gestaltet, sind in diesen Aquarellen noch starke Spuren eines zeichnerischen Gestus zu erkennen, die Richtung des Pinselstrichs bestimmt die Gestaltung. Die Farbkontraste in den Komplementärfarben Rot-Grün und Blau-Gelb verstärken den Eindruck der Frische der spontanen Erfassung und sie sind gleichzeitig in ihrer optischen Angriffslust signifikant für einen radikalen Bruch mit der Tradition. 1909 ist auch das Jahr, in dem Karl Schmidt-Rottluff erstmals Bildeinheiten mit schwarzen Konturlinien begrenzt und festigt. Es ist das Verdienst der Expressionisten, das Aquarell aus seinem Schattendasein herausgeholt und seinem eigentlichen Element der reinen Farbe wieder zugeführt zu haben. Wichtige Aquarelle dieses Jahres befinden sich heute in Museen, wie z.B. "Fabrik" (1909) im Berliner Brücke-Museum. Magdalena Moeller konstatiert: "Die Aquarelle von 1909 können als eine homogene und fulminante Werkgruppe angesehen werden. Sie gehören zu Schmidt-Rottluffs großartigsten Leistungen" (M. Moeller, in: Ausst.-Kat. Werke aus der Slg. des Brücke-Museums Berlin, Hypo Kulturstiftung, München 1997, S. 19). Karl Schmidt-Rottluff hat kreativ dem Aquarell eine eigene Aussage zurückgegeben, die im dekorativen Kolorismus unterzugehen drohte. Von da an steht es gleichberechtigt neben Gemälden und Zeichnungen seiner Epoche. [EH]



101
Karl Schmidt-Rottluff
Kühler Morgen, 1909.
Aquarell
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 200.000

(inkl. Käuferaufgeld)