Auktion: 489 / Evening Sale am 07.06.2019 in München Lot 148

 

148
Karl Hofer
Frau mit Pflanzen, 1922.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 150.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Frau mit Pflanzen. 1922.
Öl auf Leinwand.
Wohlert 2880. Rechts unten monogrammiert. Auf dem Keilrahmen handschriftlich betitelt. 99 x 76 cm (38,9 x 29,9 in).

• "Mädchen mit Pflanzen" ist eines der Hauptthemen im Œuvre Karl Hofers.
• Aus der bedeutenden Schaffensphase der gefragten 1920er Jahre
• Cover des Kataloges von Hanna Bekker vom Rath 1961
.

PROVENIENZ: Max Vautier, Düsseldorf (verso mit dem Stempel).
Privatsammlung Berlin/Australien (Anfang der 1920er Jahre auf einer Ausstellung in Köln erworben).
Kunsthandlung Hanna Bekker vom Rath, Frankfurt am Main (um 1960 vom Vorgenannten erhalten).
Privatsammlung Baden-Württemberg (1961 vom Vorgenannten erworben).
Seither in Familienbesitz.

LITERATUR: Angebotskatalog, Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, 5/1961, Nr. 112 (mit Abb. auf Katalogtitel).

In den frühen 1920er Jahren entwickelt Hofer hinsichtlich künstlerischer Handschrift und Motivik seine eigene unverwechselbare Bildsprache, die bis 1945 kennzeichnend für sein Werk bleiben sollte. Die impressionistischen Einflüsse werden zurückgedrängt zugunsten einer der Neuen Sachlichkeit näherstehenden, strengeren Formensprache. Die bereits in Rom entstandenen Aktdarstellungen werden zu einem Figurentypus weiterentwickelt, der zeitlebens das Œuvre Hofers bestimmen wird. Bereits früh entwickelt Hofer verschiedene Figurenmotive, die immer wieder in seinem Werk auftauchen. Die Frauengruppe am Meer, das Liebespaar und viele Male die Mädchenfigur mit Pflanzen oder Früchten, sitzend oder am Fenster stehend, sind Bildinhalte, die die Sehnsucht des Künstlers nach unberührter Schönheit vermitteln und die er immer wieder variiert, intensiviert und zur Vervollkommnung bringt. Es sind diese Bildnisse, "in denen sich sein Streben nach Klassizität, nach der Darstellung ungestörten Einsseins von Mensch und Natur am reinsten äußert. Die Erotik dieser Mädchen- und Paarbilder ist äußerst spröde, Nacktheit erscheint zu selbstverständlich, um verführerisch zu sein. Es sind pflanzenhafte, zerbrechliche Geschöpfe, die Hofer malt, sinnend und zumeist passiv. [.]" (Renate Hartleb, Karl Hofer, Leipzig 1987, S. 35). Die Mädchen mit Blumen entwickeln sich zum Hauptthema seines Schaffens in den 1920er Jahren, rund 50 Bilder dieser Motivik entstehen in den Jahren zwischen 1918 bis 1930. Seltsam entrückt und in sich gekehrt wirken Hofers Figuren, eine leise Melancholie umgibt ihre Erscheinung. In vollkommener Ruhe verharren sie in ihrer Bewegung, für sie existiert kein Beschauer, also schauen sie ihn auch nicht an. Kein Detail lenkt den Blick ab. Hofer vermeidet erzählerische Gestik. Damit erreicht er eine Konzentration auf die Hauptfigur, die in ihrer Isolation, unterstützt durch den dunklen Hintergrund, so zur alleinigen Bildaussage wird. Seine Figuren haben ihre ganz eigene Physiognomie: das spitz zulaufende Kinn, eine markante Nase und diese meist durch die Lider verschlossenen Augen, die einen dunklen Halbmond bilden. Besonders dieses Merkmal verleiht ihnen eine Entrücktheit, die verzaubert und gefangen nimmt. 2012 widmet die Kunsthalle Emden eine ganze Ausstellung - "Karl Hofer. Von Lebensspuk und stiller Schöhnheit" - den Bildthemen Mädchen mit Blume und Junge mit Ball. [SM]



148
Karl Hofer
Frau mit Pflanzen, 1922.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 150.000

(inkl. Käuferaufgeld)