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Rückseite
Weitere Abbildung
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349
Max Klinger
Die Neue Salome, Um 1903.
Bronze mit schwarzbrauner Patina
Schätzung:
€ 15.000 Ergebnis:
€ 18.750 (inkl. Käuferaufgeld)
Die Neue Salome. Um 1903.
Bronze mit schwarzbrauner Patina.
Auf der Rückseite des Sockels mit dem Gießerstempel "Akt. Ges. vorm. H. Gladenbeck u. Sohn Berlin-Friedrigshagen 2". 68 x 20,5 x 23 cm (26,7 x 8 x 9 in).
• Die zugrunde liegende Marmorskulptur wird kurz nach der Fertigstellung 1894 für das Museum der Bildenden Künste Leipzig angekauft
• Faszinierendes, zentrales Motiv des Symbolismus in Kunst und Literatur der Jahrhundertwende
• Bronzeversion nach einer der vier berühmten polychromen Skulpturen Max Klingers (weitere: Kassandra, Beethoven, Elsa Asenijeff)
• Größte Ausführung der verfügbaren Bronzeversionen
• Aktuell präsentiert die Bundeskunsthalle in Bonn eine Ausstellung zum 100. Todestag Max Klingers (bis 31. Januar 2021).
Bronze mit schwarzbrauner Patina.
Auf der Rückseite des Sockels mit dem Gießerstempel "Akt. Ges. vorm. H. Gladenbeck u. Sohn Berlin-Friedrigshagen 2". 68 x 20,5 x 23 cm (26,7 x 8 x 9 in).
• Die zugrunde liegende Marmorskulptur wird kurz nach der Fertigstellung 1894 für das Museum der Bildenden Künste Leipzig angekauft
• Faszinierendes, zentrales Motiv des Symbolismus in Kunst und Literatur der Jahrhundertwende
• Bronzeversion nach einer der vier berühmten polychromen Skulpturen Max Klingers (weitere: Kassandra, Beethoven, Elsa Asenijeff)
• Größte Ausführung der verfügbaren Bronzeversionen
• Aktuell präsentiert die Bundeskunsthalle in Bonn eine Ausstellung zum 100. Todestag Max Klingers (bis 31. Januar 2021).
Die Salome reiht sich in das Figurenarsenal der verführerischen Femme fatale des ausgehenden 19. Jahrhunderts ein, die die männlich dominierte Künstlerwelt ebenso fasziniert wie beunruhigt. Das ewige Mysterium der Frau, deren erotische Kraft dem Mann schließlich zum Verhängnis wird, kondensiert in der Kunst in literarischen und mythologischen überzeitlichen Archetypen, angefangen bei der biblischen Eva, über Helena und Medea bis hin zur sexuell verfügbaren Frau der Straße oder der zahlreichen Vergnügungshäuser. Zu einer Zeit, in der in einer Art psychoanalytischer Beschäftigung avant la lettre die instinkthaften Triebe als primäre, evolutionär bedingte Kraft des Fortbestehens der menschlichen Zivilisation, aber auch als Antrieb künstlerischen Ausdrucks begriffen werden, ist eben auch die Kunst im Erkunden des Unterbewusstseins und mit dessen Materialisierung in neuen Ausdrucksformen begriffen. Die biblische Figur der Salome erfährt so nach ihrer bereits jahrhundertelangen Existenz in der christlichen Kunst eine Umdeutung. In der biblischen Geschichte ist das junge Mädchen lediglich das Mittel zum Zweck für den Vernichtungswillen der verderbten, ehebrecherischen Mutter Herodias und beispielsweise in der Renaissance bei Filippo Lippi als solches dargestellt. In der Kunst und Literatur der Décadence im Frankreich der 1870er Jahre rückt zunächst Herodias etwa in Werken Stéphane Mallarmés und Gustave Flauberts in den Blickpunkt des Interesses, die Max Klinger vermutlich kennt. Bald wird jedoch die jugendlich-verführerische Salome selbst zur zentralen Figur. Oscar Wilde sorgt mit seinem 1893 veröffentlichten Drama "Salomé" für einen Skandal mit der zutiefst erotisch aufgeladenen Interpretation der Erzählung, in der das unerwiderte sexuelle Verlangen Salomes gegenüber dem ihr moralisch überlegenen Jochanaan schließlich zu dessen Verderben führt. Als Motiv der Kunst treten Wollust und orientalisierender Luxus in den Vordergrund, aufgegriffen von Gustave Moreau und zahlreichen Pariser Salonmalern. Die sexuelle Verfügbarkeit der Frau ist dort mit Prostitution und dem schillernden Kurtisanentum des Fin de Siècle zwischen Glanz, Elend und Verderben allgegenwärtig.
1885/86 ist auch Max Klinger in Paris und hält dort in der Zeichnung einer unbekannten koketten Pariserin das „Urbild der neuen Salome“ fest, deren Gesicht sich in fast kindlicher Unschuld dem Betrachter unmittelbar und frontal darbietet, was im zeichnerischen Werk Klingers aufgrund seiner Eindringlichkeit Seltenheitscharakter hat. Dasselbe Mädchen dient ihm wenig später auch für sein Gemälde "Urteil des Paris" für die Gestalt der Venus als Aktmodell. Als Klinger sich anschließend 1886 nach Rom begibt, entstehen weitere Gewandstudien und Studien der Hochsteckfrisur, wobei Klinger bereits in Paris die Absicht äußert, den Kopf in Marmor auszuführen. Die Arbeiten beginnen in Rom, wo auch erstmals der Titel „Die Neue Salome“ fällt. Um 1893 schließlich wird die aus unterschiedlich farbigem Marmor zusammengesetzte Statue fertiggestellt, zu deren Füßen die Köpfe Johannes des Täufers und eines älteren Mannes ruhen. Mit dem bereits in der Zeichnung irritierend reglosen, leeren Blick des Mädchens aus den nun aus Bernstein eingesetzten Augen, unberührt und leicht spöttisch, setzt sie sich über Jugend und Alter hinweg, ebenso über moralische Größe und Verderbtheit, die sich schließlich dem Triumph des Weiblichen unterzuordnen haben. Eine solche Kindfrau, in deren Unschuld die zukünftige Gefahr dennoch unvermeidlich miteinbeschrieben ist, fasziniert durch ihre Unerreichbarkeit und Ungreifbarkeit: „Es giebt Frauen, die, wo man bei ihnen auch nachsucht, kein Inneres haben, sondern reine Masken sind. Der Mann ist zu beklagen, der sich mit solchen fast gespenstischen, nothwendig unbefriedigenden Wesen einlässt, aber gerade sie vermögen das Verlangen des Mannes auf das stärkste zu erregen: er sucht nach ihrer Seele — und sucht immer fort“, schreibt Friedrich Nietzsche, von dessen Ideen Klinger beeinflusst wird, in „Menschliches, Allzumenschliches“ 1886. Bei der Bronze bleiben die Augen maskenhaft leer. Der ungewöhnliche spitze Büstenausschnitt, der die Gewandöffnung der Marmorskulptur aufnimmt, verleiht der Skulptur einen schwebenden und fragilen, aber zugleich dolchartigen, durchdringenden Charakter. Zugleich lässt die V-Form noch andere Assoziationen zu. Diese epochemachende Symbolik der "Neuen Salome" und ihre ausdrucksstarke Vielschichtigkeit veranlassen Klinger letztendlich, die Bronzegüsse bei der Firma Gladenbeck in Berlin im Oktober 1903 zu autorisieren. [KT]
1885/86 ist auch Max Klinger in Paris und hält dort in der Zeichnung einer unbekannten koketten Pariserin das „Urbild der neuen Salome“ fest, deren Gesicht sich in fast kindlicher Unschuld dem Betrachter unmittelbar und frontal darbietet, was im zeichnerischen Werk Klingers aufgrund seiner Eindringlichkeit Seltenheitscharakter hat. Dasselbe Mädchen dient ihm wenig später auch für sein Gemälde "Urteil des Paris" für die Gestalt der Venus als Aktmodell. Als Klinger sich anschließend 1886 nach Rom begibt, entstehen weitere Gewandstudien und Studien der Hochsteckfrisur, wobei Klinger bereits in Paris die Absicht äußert, den Kopf in Marmor auszuführen. Die Arbeiten beginnen in Rom, wo auch erstmals der Titel „Die Neue Salome“ fällt. Um 1893 schließlich wird die aus unterschiedlich farbigem Marmor zusammengesetzte Statue fertiggestellt, zu deren Füßen die Köpfe Johannes des Täufers und eines älteren Mannes ruhen. Mit dem bereits in der Zeichnung irritierend reglosen, leeren Blick des Mädchens aus den nun aus Bernstein eingesetzten Augen, unberührt und leicht spöttisch, setzt sie sich über Jugend und Alter hinweg, ebenso über moralische Größe und Verderbtheit, die sich schließlich dem Triumph des Weiblichen unterzuordnen haben. Eine solche Kindfrau, in deren Unschuld die zukünftige Gefahr dennoch unvermeidlich miteinbeschrieben ist, fasziniert durch ihre Unerreichbarkeit und Ungreifbarkeit: „Es giebt Frauen, die, wo man bei ihnen auch nachsucht, kein Inneres haben, sondern reine Masken sind. Der Mann ist zu beklagen, der sich mit solchen fast gespenstischen, nothwendig unbefriedigenden Wesen einlässt, aber gerade sie vermögen das Verlangen des Mannes auf das stärkste zu erregen: er sucht nach ihrer Seele — und sucht immer fort“, schreibt Friedrich Nietzsche, von dessen Ideen Klinger beeinflusst wird, in „Menschliches, Allzumenschliches“ 1886. Bei der Bronze bleiben die Augen maskenhaft leer. Der ungewöhnliche spitze Büstenausschnitt, der die Gewandöffnung der Marmorskulptur aufnimmt, verleiht der Skulptur einen schwebenden und fragilen, aber zugleich dolchartigen, durchdringenden Charakter. Zugleich lässt die V-Form noch andere Assoziationen zu. Diese epochemachende Symbolik der "Neuen Salome" und ihre ausdrucksstarke Vielschichtigkeit veranlassen Klinger letztendlich, die Bronzegüsse bei der Firma Gladenbeck in Berlin im Oktober 1903 zu autorisieren. [KT]
349
Max Klinger
Die Neue Salome, Um 1903.
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