Auktion: 538 / 19th Century Art am 10.06.2023 in München Lot 631

 

631
Johann Wilhelm Preyer
Stillleben mit Selbstportrait im Weinglas und Früchten, 1861.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 111.125

(inklusive Aufgeld)
Stillleben mit Selbstportrait im Weinglas und Früchten. 1861.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. 42 x 51,5 cm (16,5 x 20,2 in).

• Preyer gilt als der bedeutendste Stilllebenmaler der Düsseldorfer Schule.
• Meisterhafter Rückgriff und Neuinterpretation der ikonenhaften Werke des niederländischen Barock.
• Besondere Komposition mit verstecktem Selbstporträt.
• Weitere Stillleben befinden sich in der Alten Nationalgalerie, Berlin, im Museum Kunstpalast, Düsseldorf, die meisten jedoch in Privatbesitz
.

PROVENIENZ: Privatsammlung USA.

Johann Wilhelm Preyer gilt als der bedeutendste Stilllebenmaler der Düsseldorfer Schule, wo er dem lange Zeit wenig beachteten Genre zu neuer Blüte verhilft. Aus einer Künstlerfamilie stammend, spezialisiert sich Preyer schon während seiner Studienzeit an der Düsseldorfer Akademie ab 1822 trotz des Einflusses seiner Lehrer Peter von Cornelius und Wilhelm Schadow, die mit dem Historien- und Figurenbild brillieren, auf diese Gattung. Dies ist umso erstaunlicher, als es bei der Wiederbegründung der Akademie 1819 zunächst keine Spezialisten in diesem Fach gab, und das Stillleben als Gattung hinter Historienbild, Porträt und Landschaft eine untergeordnete Stellung einnahm. Ausgedehnte Studienreisen führen Preyer anschließend zunächst 1835 nach Holland, wo er sein Auge an den Alten Meistern des niederländischen Barocks in der Vielfalt der Kompositionen und ihrem herausragenden technischen Können schult. Nach Aufenthalten in München, Venedig, Oberitalien und der Schweiz kehrt er 1844 nach Düsseldorf zurück. Seine Werke erwecken schnell das Interesse bedeutender Sammler der Zeit, wie bspw. Joachim Heinrich Wilhelm Wageners, dessen Sammlung den Grundstein der Alten Nationalgalerie legt und über welche einige Gemälde Preyers dort Eingang finden. Preyers Stillleben folgen dem minutiösen Detailreichtum und der genauen Schilderung der Stofflichkeit niederländischer Vorbilder, ohne jedoch deren um den Effekt bemühte Darstellung zu übernehmen. Vorherrschend bei ihm ist vielmehr eine zurückgenommene Eleganz und Harmonie in Komposition und Farbgebung, sowie auch in der Auswahl der Gegenstände. Als ausgewogenes Dreieck präsentiert er hier, gruppiert um den mit Weißwein gefüllten Römer, Pfirsiche, weiße und rote Trauben und einige wenige Haselnüsse. Durch die runden Früchte schlängeln sich ornamental die Ranken und Blätter des Weinlaubs. Am aufgeschnittenen Pfirsich rinnt ein tropfen süßen Saftes hinab, eine bis ins kleinste Detail beschriebene Fliege und eine Wespe bevölkern das Bild. Die unterschiedlichen Texturen und Transparenzen sowie Stofflichkeiten wie der glatte Marmor und das weiche rote Tuch bieten Anlass zum intensiven Studium aus der Nähe für einen aufmerksamen und suchenden Blick, der schließlich noch mit dem Selbstporträt in der Spiegelung des Glases und dem Ausblick aus dem Atelierfenster belohnt wird. Zu Lebzeiten feiert Preyer große Erfolge, die meisten seiner Werke gehen ab Atelier in Privatbesitz über, häufig in amerikanische Privatsammlungen. [KT]



631
Johann Wilhelm Preyer
Stillleben mit Selbstportrait im Weinglas und Früchten, 1861.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 111.125

(inklusive Aufgeld)