Lexikon

Belgischer Jugendstil
Die sichere wirtschaftliche Lage Belgiens, die bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts die Entwicklung der Kunst gefördert hatte, und die strategisch günstige geographische Position zwischen England und Frankreich machten aus dem jungen Königreich eines der wichtigsten Zentren des Jugendstils. Belgien stellte sich als Vermittler zwischen den Britischen Inseln und dem Kontinent dar, wobei sich Einflüsse von beiden Seiten in Brüssel, dem künstlerischen Zentrum des Landes, trafen.
Das Werk des bedeutendsten Architekten des belgischen Jugendstils, Victor Horta (1861-1947), verdeutlicht diese Symbiose, wobei seine Bauten auch nachhaltig nach Außen wirkten. Horta sorgte mit seinen originellen Konstruktionen aus Eisen und Glas für großes Aufsehen. Sein Hauptwerk ist das Haus von Émile Tassel in Brüssel (1893-95), wo er die charakteristische geschwungene Linie des Jugendstils auch in der Raumstruktur und nicht bloß dekorativ umsetzte. Das Ergebnis dieser dynamischen Konzeption sind fließende Raumübergänge, welche die klare Struktur der Bauelemente betonen. Die Bewegung der Architektur wurde von den im Vergleich zum französischen "Art Nouveau" zurückhaltenden Rankenornamenten der Wände und des Bodens unterstrichen. Vorbilder für die Dekoration waren nicht wie in Frankreich die Blüten und Blätter, sondern die Stängel und Stiele der Pflanzen.
Die Abstrahierung der Linie wurde von Henry van de Velde (1863-1957), einem Hauptvertreter des belgischen Jugendstils, weiter getrieben. Von ihm stammt eine für die gesamte Bewegung programmatische Definition: "Die Kunst ist der wundersamste Schmuck des Lebens". Diese Erklärung entspricht der Auffassung des britischen "Arts and Crafts Movement", vor allem dem Ideal des Gesamtkunstwerkes. So war Henry van de Velde nicht nur als Architekt tätig, sondern entwarf auch die gesamte Innenausstattung nach einem einheitlichen Konzept, das sogar die Kleidung seiner Frau umfasste. Seine Werke zeichnen sich durch eine Aufwertung der reinen Linie aus, die nach seiner Überzeugung eine innere Bewegung im Betrachter auslösen soll. Die Linie soll, losgelöst von allen bei Horta noch spürbaren pflanzlichen und tierischen Assoziationen, selbst sprechen. Van de Velde übte einen mächtigen Einfluss in Deutschland aus, wo er selbst lange tätig war.
Andere wichtige Vertreter des belgischen Jugendstils sind die Architekten Paul Hankar und Gustave Serruier-Bovy sowie der Bildhauer und Schmuckkünstler Philippe Wolfers.
Die sichere wirtschaftliche Lage Belgiens, die bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts die Entwicklung der Kunst gefördert hatte, und die strategisch günstige geographische Position zwischen England und Frankreich machten aus dem jungen Königreich eines der wichtigsten Zentren des Jugendstils. Belgien stellte sich als Vermittler zwischen den Britischen Inseln und dem Kontinent dar, wobei sich Einflüsse von beiden Seiten in Brüssel, dem künstlerischen Zentrum des Landes, trafen.
Das Werk des bedeutendsten Architekten des belgischen Jugendstils, Victor Horta (1861-1947), verdeutlicht diese Symbiose, wobei seine Bauten auch nachhaltig nach Außen wirkten. Horta sorgte mit seinen originellen Konstruktionen aus Eisen und Glas für großes Aufsehen. Sein Hauptwerk ist das Haus von Émile Tassel in Brüssel (1893-95), wo er die charakteristische geschwungene Linie des Jugendstils auch in der Raumstruktur und nicht bloß dekorativ umsetzte. Das Ergebnis dieser dynamischen Konzeption sind fließende Raumübergänge, welche die klare Struktur der Bauelemente betonen. Die Bewegung der Architektur wurde von den im Vergleich zum französischen "Art Nouveau" zurückhaltenden Rankenornamenten der Wände und des Bodens unterstrichen. Vorbilder für die Dekoration waren nicht wie in Frankreich die Blüten und Blätter, sondern die Stängel und Stiele der Pflanzen.
Die Abstrahierung der Linie wurde von Henry van de Velde (1863-1957), einem Hauptvertreter des belgischen Jugendstils, weiter getrieben. Von ihm stammt eine für die gesamte Bewegung programmatische Definition: "Die Kunst ist der wundersamste Schmuck des Lebens". Diese Erklärung entspricht der Auffassung des britischen "Arts and Crafts Movement", vor allem dem Ideal des Gesamtkunstwerkes. So war Henry van de Velde nicht nur als Architekt tätig, sondern entwarf auch die gesamte Innenausstattung nach einem einheitlichen Konzept, das sogar die Kleidung seiner Frau umfasste. Seine Werke zeichnen sich durch eine Aufwertung der reinen Linie aus, die nach seiner Überzeugung eine innere Bewegung im Betrachter auslösen soll. Die Linie soll, losgelöst von allen bei Horta noch spürbaren pflanzlichen und tierischen Assoziationen, selbst sprechen. Van de Velde übte einen mächtigen Einfluss in Deutschland aus, wo er selbst lange tätig war.
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