Lexikon
Caravaggio und der Caravaggismus

Neben den Carracci ist Michelangelo Merisi, nach seinem Heimatort nahe Bergamo Caravaggio genannt (1571-1610), als gänzlich anders geprägter Begründer der Barockmalerei anzuführen. Zwischen 1590 und 1592 kam er nach Rom, wo er bald die Malerei revolutionieren sollte. Schon 1606 musste er jedoch aus der ewigen Stadt fliehen - im Streit um Spielschulden war Ranuccio Tomassoni durch seine Schuld zu Tode gekommen. Der in Abwesenheit Verurteilte reiste nach Neapel, Malta und Sizilien und starb 1610 auf dem Rückweg nach Rom.
Am Beginn von Caravaggios Kunst steht, wie bei den Carracci, der Rückgriff auf die Meister der Renaissance, namentlich auf Giorgione oder Lorenzo Lotto. Beherrschend wird jedoch nicht der Blick auf das Alte, sondern der (wenngleich nicht gänzlich vorbildlose) Weg zu Neuem. Die Zeitgenossen waren fasziniert von Caravaggios eigenwilligem Stil, besonders von dem überraschenden Hell-Dunkel seiner Werke. Die schlaglichtartige Beleuchtung der Figuren, die zugleich zu einer Verengung des Raumes und einer Undefiniertheit des verdunkelten Hintergrundes führte, erzielte eine dramatische Zuspitzung der Szenen, die durch eine gezielte Betonung der Affekte, oft im Halbfigurenbild umgesetzt, zusätzlich hervorgehoben wird.
Caravaggio wurde vielfach kopiert und nachgeahmt - ein Phänomen, das als "Caravaggismus" bezeichnet wird. Dass die Vorbildwirkung jedoch nur kurze Zeit, in Italien etwa bis 1630, währte, war auch einem oft kritisierten Aspekt seiner Malerei geschuldet: dem unbedingten Verismus der Darstellung. Caravaggio zeigte Heilige und biblische Figuren im Habitus von Dirnen und Straßenjungen, ohne jegliche Idealisierung, mit schmutzigen Füßen und frechen Blicken.
Die Kunst Caravaggios wirkte in Italien, aber auch europaweit befruchtend - auf die Spanier Jusepe de Ribera, Francisco de Zurbarán und Diego Velázquez, in Frankreich etwa auf Georges de la Tour, in Holland auf Rembrandt und Franz Hals, in Flandern auf Peter Paul Rubens und Jacob Jordaens.








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