Lexikon
Hinterglasmalerei

Die Hinterglasmalerei ist eine Art der Glasmalerei. Im Unterschied dazu werden bei der Hinterglasmalerei lichtundurchlässige Farben seitenverkehrt auf die Rückseite einer Glasscheibe aufgetragen. Üblicherweise werden bei der Hinterglasmalerei zuerst die Umrisse festgelegt, diese dann ausgemalt und zum Schluss wird der Hintergrund gemalt. Die Art der Malmaterialien ist bei der Hinterglasmalerei unterschiedlich. Heutzutage werden zumeist Acrylfarben verwendet. Es wird aber auch Blattgold oder Stanniolpapier verwendet. Eine Abart der Hinterglasmalerei ist die Hinterglasradierung. Hier wird zuerst das Glas eingefärbt oder mit Ruß geschwärzt, die Motive werden dann herausgekratzt. Ein Hauptwerk der Hinterglasmalerei ist das Bildnis einer Frau mit zwei Kindern aus dem 4. Jahrhundert (Brescia, Museo civico). Die ältesten erhaltenen Hinterglasbilder des Mittelalters stammen aus dem 14. Jahrhundert. Die Hinterglasmalerei hat sich ab dem 16. Jh. von Italien ausgehend in ganz Mitteleuropa verbreitet. Ab dem 18. Jahrhundert wird sie als fromme Volkskunst massenhaft - vornehmlich von bäuerlichen Großfamilien in den Wintermonaten - hergestellt. Allein in Sandl, Oberösterreich sind im 19. Jahrhundert bis zu 20.000 Hinterglasbilder pro Wintersaison produziert worden. Weitere Zentren für die Hinterglasmalerei werden Orte wie Buchers, Schwertberg und Karlstift im Waldviertel, die sich in der Nähe von österreichisch-ungarischen Glashütten befinden. Diese vor allem religiösen Motive werden durch Hausierer, sog. "Kraner" oder "Bandlkramer", vertrieben und werden hauptsächlich in Haus- und Wegkapellen und im Herrgottswinkel des Hauses aufgestellt, oder auch in Wallfahrtsorten an Pilger verkauft. Im Expressionismus wird die alte Technik von Wassily Kandinsky und Franz Marc wiederaufgenommen. In den 1970er Jahren erlebt die Hinterglasmalerei mit der naiven Malerei in Ungarn eine Renaissance.



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