Lexikon
Zopfstil

Wie Louis-seize und Josephinismus steht der Begriff Zopfstil, synonym als "Rokokoklassizismus" (Paul Ferdinand Schmidt) oder "spätbarocker Klassizismus" (Sigfried Giedion) zu bezeichnen, für ein Eindringen klassizistischer Prinzipien in die letzte Phase des Rokoko um 1760-1780/90. "Zopf" war im frühen 19. Jahrhundert als umgangssprachliche Bezeichnung für alles Unmoderne und Rückständige gebräuchlich und wurde unspezifisch zur Abwertung von Stilen zwischen Manierismus und Rokoko, später nur mehr in Bezug auf das 17. und 18. Jahrhundert, verwendet. Im heutigen Sinne verstand zuerst A. von Zahn den Zopfstil, den er 1873 von Rokoko und Spätbarock als eine tendenziell frühklassizistische Ära abgrenzte. Der Zopfstil zählt noch zu den "aristokratischen Epochen", doch auch das Bürgertum hatte bereits Anteil an seiner Ausprägung.
In der Architektur zeigt sich der Zopfstil durch sukzessive Vereinfachung und klarere Gliederung. Die Malerei ist grundlegend geprägt durch einen ernsten und empfindungsreichen Ausdruck sowie die Forderung nach "Wahrheit" in der Darstellung und historischer Richtigkeit. Dynamik und malerischer Kolorismus des Spätbarock werden zugunsten beruhigter Bildtektonik und zunehmender Linienklarheit gedämpft; die Anzahl der dargestellten Figuren wird reduziert. Christoph Fesel oder Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726-1801) zählen zu den Vertretern des Zopfstils in Malerei und Graphik. Die Bildniskunst verlässt die repräsentativen Pfade und gelangt zu intim anmutenden Lösungen (Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, 1751-1829). Obwohl er zur Zeit des Zopfstils wirkte, ist Anton Raphael Mengs diesem nicht zuzurechnen - er gilt als Gründungsvater des Klassizismus.
In der Skulptur bleibt die Abhängigkeit vom Spätbarock deutlicher wahrnehmbar als in der Malerei, hier äußert sich der Zopfstil durch stabilere Standmotive und die Zurücknahme pathetischer Gebärden. In der Möbelkunst der Epoche wirkte vor allem David Roentgen (1743-1807) nach englischen und französischen Vorbildern.



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