45
Ernst Ludwig Kirchner
Fehmarnküste mit Leuchtturm, 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 700.000 Ergebnis:
€ 1.225.000 (inklusive Aufgeld)
Fehmarnküste mit Leuchtturm. 1913.
Öl auf Leinwand.
Gordon 325. Rechts unten signiert. 90,5 x 120,5 cm (35,6 x 47,4 in).
• Auf Fehmarn schafft Kirchner in den Sommern 1912–1914 nach eigener Aussage Werke "von absoluter Reife".
• Andere Fehmarn-Darstellungen des Künstlers befinden sich u. a. in der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin, im Folkwang Museum in Essen, im Städel Museum in Frankfurt am Main, in der Hamburger Kunsthalle, in der Bremer Kunsthalle, im Osthaus Museum in Hagen, in der Staatsgalerie Stuttgart, im Carnegie Museum of Art in Pittsburgh und im Detroit Institute of Arts.
• Expressive Fehmarn-Landschaft von kapitalem Format.
• Aus der bedeutendsten Schaffensphase der Berliner Jahre.
• Bereits zu Kirchners Lebzeiten in der Hamburger Kunsthalle öffentlich ausgestellt.
• Damals Teil der bedeutenden Hamburger Sammlung Martha und Dr. Paul Rauert.
• Ab 1946 in der wichtigen Expressionisten-Sammlung Max Lütze, die 1972 als Dauerleihgabe in die Staatsgalerie Stuttgart gelangt.
Das vorliegende Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, dokumentiert.
PROVENIENZ: Sammlung Martha und Dr. Paul Rauert, Hamburg (seit mindestens 1924).
Sammlung Max Lütze, Hamburg/Frankfurt am Main/Bad Homburg (1946 erworben -1968).
Sammlung Diethelm Lütze, Stuttgart (1968 durch Erbschaft vom Vorgenannten, bis mindestens 1975).
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel Lugt 6032).
AUSSTELLUNG: Nyare Tysk Konst, Liljevalchs Konsthall, Stockholm 1922.
Hamburger Kunsthalle, Hamburg (Leihgabe aus der Sammlung Martha und Dr. Paul Rauert, ab 1924).
Leihausstellung aus Hamburgischem Privatbesitz (veranstaltet von den Freunden der Kunsthalle und dem Kunstverein in Hamburg), Hamburger Kunsthalle, Mai 1925, Kat.-Nr. 163 (m. d. Titel "Fehmarn").
Moderne Malerei. Frankfurter Privatbesitz, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt a. Main, 16.3.-28.4.1963, Kat.-Nr. 46 (m. Abb.).
Sammlung Lütze: Deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts, Staatsgalerie Stuttgart, 10.6.-30.7.1972, S. 19 (m. d. Titel "Fehmarn").
Staatsgalerie Stuttgart (Dauerleihgabe aus dem Nachlass Max Lütze, 1972-1975, verso mit dem Inventaretikett).
Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Nolde, Schmidt-Rottluff und ihre Freunde. Die Sammlung Martha und Paul Rauert, Hamburg 1905-1958, Ernst Barlach Haus, Stiftung Hermann F. Reemtsma, Hamburg, 2.5.-1.8.1999, Museum für neue Kunst, Freiburg i. Br., Kirchner Museum, Davos, Brücke-Museum, Berlin, u. a., 1999-2003, S. 45, 75 (jeweils m. Abb.) u. Kat.-Nr. 45.
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Picasso, Beckmann, Nolde und die Moderne. Meisterwerke aus frühen Privatsammlungen in Hamburg, Hamburger Kunsthalle, 23.3.-17.6.2001, Kat.-Nr. 72 (m. Abb., S. 179).
Nur für ihre Frauen: Schmuck von Karl Schmidt-Rottluff, Emil Nolde, Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner, Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Halle (Saale), 26.10.2003-11.1.2004.
Die Brücke und die Moderne 1904-1914, Bucerius Kunst Forum, Hamburg, 17.10.2004-23.1.2005, Kat.-Nr. 149 (m. Abb., S. 175).
Im Rhythmus der Natur: Landschaftsmalerei der "Brücke". Meisterwerke der Sammlung Hermann Gerlinger, Städtische Galerie, Ravensburg, 28.10.2006-28.1.2007, S. 57 (m. Abb., S. 108).
Expressiv! Die Künstler der Brücke. Die Sammlung Hermann Gerlinger, Albertina Wien, 1.6.-26.8.2007, Kat.-Nr. 164 (m. Farbabb., S. 253).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).
Großstadtrausch/Naturidyll. Kirchner - Die Berliner Jahre, Kunsthaus Zürich, 10.2.-21.5.2017, Kat.-Nr. 37 (m. Abb., S. 151).
Brückenschlag: Gerlinger - Buchheim!, Buchheim Museum, Bernried, 28.10.2017-25.2.2018, S. 272f. (m. Farbabb.).
LITERATUR: Ernst Ludwig Kirchner, Photoalbum I, Nr. 337.
Brief von Gustav Schiefler an Ernst Ludwig Kirchner, 26.11.1924, Nr. 259, veröffentl. in: Wolfgang Henze (Bearb.), Briefwechsel 1910-1935/1938, Stuttgart 1990, S. 314f. (u. Anm. 1).
Brief von Gustav Pauli an Ernst Ludwig Kirchner, 1.12.1924, veröffentl. in: Günther Gercken, Ankauf eines Grafikkonvoluts und des Gemäldes Bauernmittag im Briefwechsel zwischen Gustav Pauli und E. L. Kirchner, in: Im Blickfeld. Die Jahre 2001/2002 in der Hamburger Kunsthalle, Hamburg 2002, S. 31ff.
Nachlass Donald E. Gordon, University of Pittsburgh, Gordon Papers, Series I., Subseries 1, Box 2, Folder 100.
Donald E. Gordon, Ernst Ludwig Kirchner. Mit einem kritischen Katalog sämtlicher Gemälde, München/Cambridge (Mass.) 1968, S. 93 u. 320, Kat.-Nr. 325 (m. Abb.).
Heinrich Wiegand Petzert, Deutsche Expressionisten: Die Sammlung Lütze in Stuttgart, in: Weltkunst, XLII. Jahrgang, Nr. 17, 1.9.1972, S. 1179.
Diethelm Lütze (Hrsg.), Max Lütze 1889-1968, Stuttgart 1989, S. 28.
Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 61 (m. Abb., S. 62) u. S. 259, SHG-Nr. 371 (m. Abb.).
Heinz Spielmann, Landschaft und Natur werden zu Bildern. Die Maler des Expressionismus in Schleswig-Holstein, in: Vernissage - die Zeitschrift zur Ausstellung, Nr. 4, 1995, S. 10 (m. Abb.).
Paul Gerhard, Uwe Danker u. Peter Wulf (Hrsg.), Geschichtsumschlungen. Sozial- und kulturgeschichtliches Lesebuch. Schleswig-Holstein 1848-1948, Bonn 1996.
Heinz Spielmann (Hrsg.), Jahrbuch des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseums Schloss Gottorf. Neue Folge, Bd. V 1994-1995, 1996, S. 145 (Titelbild u. m. Abb.).
Mario-Andreas von Lüttichau, Two Nude Figures in a Landscape. A New Attribution, in: North Carolina Museum of Art Bulletin, XVII, 1997, S. 26.
Ernst Ludwig Kirchner auf Fehmarn, Brücke-Almanach, Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig 1997, Kat.-Nr. 23 (m. Abb., S. 83).
Mario-Andreas von Lüttichau, Ernst Ludwig Kirchner und Otto Mueller. Zwei Akte in der Landschaft, in: Roland Scotti (Hrsg.), Magazin III. Forschungen. Ernst Ludwig Kirchner – neue Fragestellungen, Tagung zu Ehren des 90. Geburtstages von Roman Norbert Ketterer, 2001, S. 36.
Günther Gercken, Ankauf eines Grafikkonvoluts und des Gemäldes Bauernmittag im Briefwechsel zwischen Gustav Pauli und E. L. Kirchner, in: Im Blickfeld. Die Jahre 2001/2002 in der Hamburger Kunsthalle, Hamburg 2002, S. 40.
Magdalena M. Moeller, Künstlergemeinschaft Brücke, München/Berlin/London/New York 2005, S. 128f. (m. Abb., Tafel 55).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 333, SHG-Nr. 751 (m. Abb.).
Katja Schneider (Hrsg.), Moderne und Gegenwart. Das Kunstmuseum in Halle, München 2008, S. 136 (m. Abb.).
Andreas Gabelmann, "Verzicht leisten vor der Natur". Das Motiv der Landschaft im Werk der "Brücke", in: Hermann Gerlinger u. Katja Schneider (Hrsg.), Gemeinsames Ziel und eigene Wege. Die Brücke und ihr Nachwirken, Almanach der Brücke, Bd. 1, München 2009, S. 57 (m. Abb., Nr. 8).
Hans Delfs (Hrsg.), Ernst Ludwig Kirchner - Der gesamte Briefwechsel. "Die absolute Wahrheit, so wie ich sie fühle", Zürich 2010, Nr. 1089, 1366, 1371, 1379.
Christian Ring, "Kirchner ist gewiss eine der stärksten Begabungen des Expressionismus. Ein reiner und feiner Maler". Gustav Pauli und Ernst Ludwig Kirchner, in: Ausst.-Kat. Kirchner, Hamburger Kunsthalle, 2010/2011, S. 16 (m. Abb., Nr. 9).
Albrecht Pohlmann, "Der Künstler schaffe bewusst!" Wilhelm Ostwalds Malerbriefe (1904) und andere Schriften als kunsttechnologisches Paradigma einer kommenden Kunst, in: Aufbruch in die Farbe. Ernst Ludwig Kirchner und das Neue Malen am Beginn des 20. Jahrhunderts (Beiträge des interdisziplinären Symposiums an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart), Stuttgart 2012, 27. Jahrgang, Heft 1, S. 91-104 (m. Abb., S. 98, Nr. 9).
Brückenschlag: Gerlinger – Buchheim! Museumsführer durch die "Brücke"-Sammlungen von Hermann Gerlinger und Lothar-Günther Buchheim, Bernried 2017, S. 272 (m. Abb., S. 273).
"Heute Nacht fahre ich nach Lübeck und von da nach Fehmarn, um wieder etwas Kraft zu bekommen und zu malen."
Ernst Ludwig Kirchner an Gustav Schiefler, Anfang Juni 1913, zit. nach: Wolfgang Henze (Bearb.), Briefwechsel 1910-1935/1938, Stuttgart/Zürich 1990, Brief Nr. 34, S. 62.
"Leider, leider müssen wir bald zurück. Sie glauben nicht wie schwer uns das fällt. Ich weiss nicht, ob das Meer im Sommer oder im Herbst am schönsten ist. Ich male soviel wie möglich um wenigstens etwas von den tausend Dingen die ich malen möchte mitzuschleppen."
E. L. Kirchner in einem Brief an Hans Gewecke, 24.9.1913, Brief Nr. 193, in: Skizzenbuch Nr. 35, Kirchner Museum Davos.
Öl auf Leinwand.
Gordon 325. Rechts unten signiert. 90,5 x 120,5 cm (35,6 x 47,4 in).
• Auf Fehmarn schafft Kirchner in den Sommern 1912–1914 nach eigener Aussage Werke "von absoluter Reife".
• Andere Fehmarn-Darstellungen des Künstlers befinden sich u. a. in der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin, im Folkwang Museum in Essen, im Städel Museum in Frankfurt am Main, in der Hamburger Kunsthalle, in der Bremer Kunsthalle, im Osthaus Museum in Hagen, in der Staatsgalerie Stuttgart, im Carnegie Museum of Art in Pittsburgh und im Detroit Institute of Arts.
• Expressive Fehmarn-Landschaft von kapitalem Format.
• Aus der bedeutendsten Schaffensphase der Berliner Jahre.
• Bereits zu Kirchners Lebzeiten in der Hamburger Kunsthalle öffentlich ausgestellt.
• Damals Teil der bedeutenden Hamburger Sammlung Martha und Dr. Paul Rauert.
• Ab 1946 in der wichtigen Expressionisten-Sammlung Max Lütze, die 1972 als Dauerleihgabe in die Staatsgalerie Stuttgart gelangt.
Das vorliegende Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, dokumentiert.
PROVENIENZ: Sammlung Martha und Dr. Paul Rauert, Hamburg (seit mindestens 1924).
Sammlung Max Lütze, Hamburg/Frankfurt am Main/Bad Homburg (1946 erworben -1968).
Sammlung Diethelm Lütze, Stuttgart (1968 durch Erbschaft vom Vorgenannten, bis mindestens 1975).
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel Lugt 6032).
AUSSTELLUNG: Nyare Tysk Konst, Liljevalchs Konsthall, Stockholm 1922.
Hamburger Kunsthalle, Hamburg (Leihgabe aus der Sammlung Martha und Dr. Paul Rauert, ab 1924).
Leihausstellung aus Hamburgischem Privatbesitz (veranstaltet von den Freunden der Kunsthalle und dem Kunstverein in Hamburg), Hamburger Kunsthalle, Mai 1925, Kat.-Nr. 163 (m. d. Titel "Fehmarn").
Moderne Malerei. Frankfurter Privatbesitz, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt a. Main, 16.3.-28.4.1963, Kat.-Nr. 46 (m. Abb.).
Sammlung Lütze: Deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts, Staatsgalerie Stuttgart, 10.6.-30.7.1972, S. 19 (m. d. Titel "Fehmarn").
Staatsgalerie Stuttgart (Dauerleihgabe aus dem Nachlass Max Lütze, 1972-1975, verso mit dem Inventaretikett).
Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Nolde, Schmidt-Rottluff und ihre Freunde. Die Sammlung Martha und Paul Rauert, Hamburg 1905-1958, Ernst Barlach Haus, Stiftung Hermann F. Reemtsma, Hamburg, 2.5.-1.8.1999, Museum für neue Kunst, Freiburg i. Br., Kirchner Museum, Davos, Brücke-Museum, Berlin, u. a., 1999-2003, S. 45, 75 (jeweils m. Abb.) u. Kat.-Nr. 45.
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Picasso, Beckmann, Nolde und die Moderne. Meisterwerke aus frühen Privatsammlungen in Hamburg, Hamburger Kunsthalle, 23.3.-17.6.2001, Kat.-Nr. 72 (m. Abb., S. 179).
Nur für ihre Frauen: Schmuck von Karl Schmidt-Rottluff, Emil Nolde, Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner, Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Halle (Saale), 26.10.2003-11.1.2004.
Die Brücke und die Moderne 1904-1914, Bucerius Kunst Forum, Hamburg, 17.10.2004-23.1.2005, Kat.-Nr. 149 (m. Abb., S. 175).
Im Rhythmus der Natur: Landschaftsmalerei der "Brücke". Meisterwerke der Sammlung Hermann Gerlinger, Städtische Galerie, Ravensburg, 28.10.2006-28.1.2007, S. 57 (m. Abb., S. 108).
Expressiv! Die Künstler der Brücke. Die Sammlung Hermann Gerlinger, Albertina Wien, 1.6.-26.8.2007, Kat.-Nr. 164 (m. Farbabb., S. 253).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).
Großstadtrausch/Naturidyll. Kirchner - Die Berliner Jahre, Kunsthaus Zürich, 10.2.-21.5.2017, Kat.-Nr. 37 (m. Abb., S. 151).
Brückenschlag: Gerlinger - Buchheim!, Buchheim Museum, Bernried, 28.10.2017-25.2.2018, S. 272f. (m. Farbabb.).
LITERATUR: Ernst Ludwig Kirchner, Photoalbum I, Nr. 337.
Brief von Gustav Schiefler an Ernst Ludwig Kirchner, 26.11.1924, Nr. 259, veröffentl. in: Wolfgang Henze (Bearb.), Briefwechsel 1910-1935/1938, Stuttgart 1990, S. 314f. (u. Anm. 1).
Brief von Gustav Pauli an Ernst Ludwig Kirchner, 1.12.1924, veröffentl. in: Günther Gercken, Ankauf eines Grafikkonvoluts und des Gemäldes Bauernmittag im Briefwechsel zwischen Gustav Pauli und E. L. Kirchner, in: Im Blickfeld. Die Jahre 2001/2002 in der Hamburger Kunsthalle, Hamburg 2002, S. 31ff.
Nachlass Donald E. Gordon, University of Pittsburgh, Gordon Papers, Series I., Subseries 1, Box 2, Folder 100.
Donald E. Gordon, Ernst Ludwig Kirchner. Mit einem kritischen Katalog sämtlicher Gemälde, München/Cambridge (Mass.) 1968, S. 93 u. 320, Kat.-Nr. 325 (m. Abb.).
Heinrich Wiegand Petzert, Deutsche Expressionisten: Die Sammlung Lütze in Stuttgart, in: Weltkunst, XLII. Jahrgang, Nr. 17, 1.9.1972, S. 1179.
Diethelm Lütze (Hrsg.), Max Lütze 1889-1968, Stuttgart 1989, S. 28.
Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 61 (m. Abb., S. 62) u. S. 259, SHG-Nr. 371 (m. Abb.).
Heinz Spielmann, Landschaft und Natur werden zu Bildern. Die Maler des Expressionismus in Schleswig-Holstein, in: Vernissage - die Zeitschrift zur Ausstellung, Nr. 4, 1995, S. 10 (m. Abb.).
Paul Gerhard, Uwe Danker u. Peter Wulf (Hrsg.), Geschichtsumschlungen. Sozial- und kulturgeschichtliches Lesebuch. Schleswig-Holstein 1848-1948, Bonn 1996.
Heinz Spielmann (Hrsg.), Jahrbuch des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseums Schloss Gottorf. Neue Folge, Bd. V 1994-1995, 1996, S. 145 (Titelbild u. m. Abb.).
Mario-Andreas von Lüttichau, Two Nude Figures in a Landscape. A New Attribution, in: North Carolina Museum of Art Bulletin, XVII, 1997, S. 26.
Ernst Ludwig Kirchner auf Fehmarn, Brücke-Almanach, Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig 1997, Kat.-Nr. 23 (m. Abb., S. 83).
Mario-Andreas von Lüttichau, Ernst Ludwig Kirchner und Otto Mueller. Zwei Akte in der Landschaft, in: Roland Scotti (Hrsg.), Magazin III. Forschungen. Ernst Ludwig Kirchner – neue Fragestellungen, Tagung zu Ehren des 90. Geburtstages von Roman Norbert Ketterer, 2001, S. 36.
Günther Gercken, Ankauf eines Grafikkonvoluts und des Gemäldes Bauernmittag im Briefwechsel zwischen Gustav Pauli und E. L. Kirchner, in: Im Blickfeld. Die Jahre 2001/2002 in der Hamburger Kunsthalle, Hamburg 2002, S. 40.
Magdalena M. Moeller, Künstlergemeinschaft Brücke, München/Berlin/London/New York 2005, S. 128f. (m. Abb., Tafel 55).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 333, SHG-Nr. 751 (m. Abb.).
Katja Schneider (Hrsg.), Moderne und Gegenwart. Das Kunstmuseum in Halle, München 2008, S. 136 (m. Abb.).
Andreas Gabelmann, "Verzicht leisten vor der Natur". Das Motiv der Landschaft im Werk der "Brücke", in: Hermann Gerlinger u. Katja Schneider (Hrsg.), Gemeinsames Ziel und eigene Wege. Die Brücke und ihr Nachwirken, Almanach der Brücke, Bd. 1, München 2009, S. 57 (m. Abb., Nr. 8).
Hans Delfs (Hrsg.), Ernst Ludwig Kirchner - Der gesamte Briefwechsel. "Die absolute Wahrheit, so wie ich sie fühle", Zürich 2010, Nr. 1089, 1366, 1371, 1379.
Christian Ring, "Kirchner ist gewiss eine der stärksten Begabungen des Expressionismus. Ein reiner und feiner Maler". Gustav Pauli und Ernst Ludwig Kirchner, in: Ausst.-Kat. Kirchner, Hamburger Kunsthalle, 2010/2011, S. 16 (m. Abb., Nr. 9).
Albrecht Pohlmann, "Der Künstler schaffe bewusst!" Wilhelm Ostwalds Malerbriefe (1904) und andere Schriften als kunsttechnologisches Paradigma einer kommenden Kunst, in: Aufbruch in die Farbe. Ernst Ludwig Kirchner und das Neue Malen am Beginn des 20. Jahrhunderts (Beiträge des interdisziplinären Symposiums an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart), Stuttgart 2012, 27. Jahrgang, Heft 1, S. 91-104 (m. Abb., S. 98, Nr. 9).
Brückenschlag: Gerlinger – Buchheim! Museumsführer durch die "Brücke"-Sammlungen von Hermann Gerlinger und Lothar-Günther Buchheim, Bernried 2017, S. 272 (m. Abb., S. 273).
"Heute Nacht fahre ich nach Lübeck und von da nach Fehmarn, um wieder etwas Kraft zu bekommen und zu malen."
Ernst Ludwig Kirchner an Gustav Schiefler, Anfang Juni 1913, zit. nach: Wolfgang Henze (Bearb.), Briefwechsel 1910-1935/1938, Stuttgart/Zürich 1990, Brief Nr. 34, S. 62.
"Leider, leider müssen wir bald zurück. Sie glauben nicht wie schwer uns das fällt. Ich weiss nicht, ob das Meer im Sommer oder im Herbst am schönsten ist. Ich male soviel wie möglich um wenigstens etwas von den tausend Dingen die ich malen möchte mitzuschleppen."
E. L. Kirchner in einem Brief an Hans Gewecke, 24.9.1913, Brief Nr. 193, in: Skizzenbuch Nr. 35, Kirchner Museum Davos.
Kirchners Ostsee-Paradies
Sowohl E. L. Kirchner als auch seine Künstlerkollegen der "Brücke", unter ihnen Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Hermann Max Pechstein, zieht es in den Sommermonaten häufig an die Nord- und insbesondere an die Ostsee. Sie entfliehen der allzu lauten, hektischen und anonymen Großstadt Berlin und finden ihre individuellen Rückzugsorte, an denen sie in ihrer gemeinsamen Sehnsucht nach größtmöglicher Ursprünglichkeit und auf der Suche nach einer Einheit von Kunst und Natur ein einfacheres, ruhigeres Leben genießen. In den frühen "Brücke"-Jahren zieht es Kirchner gemeinsam mit Erich Heckel regelmäßig an die Moritzburger Teiche nahe Dresden. In späteren Jahren, nach Ende des Ersten Weltkriegs, siedelt Kirchner mit seiner Lebensgefährtin schließlich nach Davos über, in die abgeschiedene Bergwelt der Schweizer Alpen. In den Berliner Schaffensjahren zwischen 1911 und 1917, in denen auch die hier angebotene Arbeit entsteht, ist es zunächst insbesondere die Ostsee-Küste, die für E. L. Kirchner nicht nur zum favorisierten Rückzugsort fernab Berlins, sondern auch zur schier unerschöpflichen Inspirationsquelle wird.
1908 reist Kirchner zum ersten Mal auf die Ostseeinsel Fehmarn und lernt die dortige Landschaft und das einfache Leben fernab der Großstadt schätzen. In den darauffolgenden Schaffensjahren erhebt er die dortige, noch sehr ursprüngliche, raue Landschaft und Umgebung zum Hauptmotiv seiner Arbeiten. Die von Touristen noch nicht überlaufende Natur, die steilen Klippen, das Rauschen des Meeres, die Ungezwungenheit der im Meer badenden Frauen und Männer, der schöne Sandstrand, die manchmal stürmischen Winde, hohen Wellen und die schäumende Gischt, die Weite des Horizonts, die andersartige Vegetation aus Silberpappeln, Weiden und Dünengras und die dazwischen aufragenden großen Findlinge empfindet der Maler als Kraft spendend und als große Inspirationsquelle. "Heute Nacht fahre ich nach Lübeck und von da nach Fehmarn, um wieder etwas Kraft zu bekommen und zu malen.", schreibt Kirchner 1913, im Entstehungsjahr unserer Arbeit kurz vor seiner Abreise nach Fehmarn an seinen Vertrauten, den Hamburger Kunstsammler und Verfasser des ersten Grafik-Werkverzeichnisses E. L. Kirchners, Gustav Schiefler (Anfang Juni 1913, zit. nach: Wolfgang Henze (Bearb.), Briefwechsel 1910-1935/1938, Stuttgart/Zürich 1990, Brief Nr. 34, S. 62).
Die Sommer auf Fehmarn und das Leben auf Staberhuk
In den Sommern 1912, 1913 und noch einmal im darauffolgenden Jahr wird E. L. Kirchner von seiner Lebensgefährtin Erna Schilling begleitet, die er erst 1912 in einem Tanzlokal in Berlin kennenlernt. Gemeinsam wohnen sie in diesen Sommermonaten im Südosten der Insel, im Haus des Leuchtturmwärters Lüthmann auf der "Staberhuk". Sie erhalten Besuch von Kirchners "Brücke"-Kollegen Otto Mueller und seiner Frau Maschka, später auch von Hans Gewecke und Werner Gothein, Schülern seines 1911 zusammen mit Pechstein gegründeten "MUIM"-Instituts (Moderner Unterricht in Malerei). Sonst bleiben sie meist unter sich, denn der nächste Bauernhof ist etwa zwei Kilometer entfernt, bis zum nächstgelegenen Dorf sind es zehn Kilometer. Die meiste Zeit verbringen sie an der frischen Luft, beim Baden, Schwimmen, Spazierengehen und Malen am Strand unterhalb der Steilküste – an dem Ort, an dem auch die hier angebotene Arbeit entsteht. Aus leicht erhöhter Position, in fein abgestimmter, und doch so ausdrucksstarker Farbgebung – fast ohne Blautöne – macht Kirchner hier die Küste, den Strand, das mit leichter Gischt gekrönte Meer, die kräftig-grüne Vegetation, die für den Ort charakteristischen großen Steine, sogenannte Findlinge, den abendlichen Himmel und den Blick auf sein Sommerdomizil, den Leuchtturm von Staberhuk, zum zentralen Motiv dieser Darstellung. Es ist genau die Umgebung, der der Künstler in diesen Sommermonaten nicht nur in privater Hinsicht große Bedeutung zumisst, sondern die ihm zudem zu einer besonders fruchtbaren künstlerischen Schaffensphase verhilft, in der Arbeiten von zentraler Bedeutung für sein gesamtes Œuvre und die expressionistische deutsche Kunst entstehen. In einem Aufsatz über sein damaliges Werk notiert Kirchner später rückblickend: "1912 bis 1914 verbrachte ich mit Erna die Sommermonate auf Fehmarn. Hier lernte ich die letzte Einheit von Mensch und Natur gestalten und vollendete das, was ich in Moritzburg angefangen hatte. Die Farben wurden milder und reicher, die Formen strenger und ferner von der Naturform.“ (E. L. Kirchner, in: Eberhard W. Kornfeld, Ernst Ludwig Kirchner. Nachzeichnung seines Lebens, Ausst.-Kat., Basel 1979, S. 337).
Fehmarn – eine wichtige Station künstlerischer Entfaltung
Mit beeindruckender Schaffenskraft hält Kirchner auf Fehmarn seine unmittelbare Umgebung fest, deren Motive er nun in seine ganz eigene expressionistische Bildsprache überführt. Die Mehrzahl der Werke entsteht direkt auf der Insel, nur sehr wenige sind nachträgliche Arbeiten aus dem Berliner Atelier. Die verspielte Leichtigkeit der früheren Arbeiten an den Moritzburger Teichen aus den Dresdener "Brücke"-Jahren weicht in den Fehmarn-Bildern einer reiferen, herberen Landschaftsdramatik, das Landschaftsbild wird expressiver Ausdrucksträger einer inneren Empfindung. Kirchner findet zu einer die Bildfläche gleichmäßig durchziehenden schraffierenden Pinselschrift: "Der Farbauftrag in Bildern von 1913 und 1914 erinnert an Gefieder, eine Folge von aufgefächerten, dichten Pinselstrichen, die die gesamte Fläche füllen.“ (Lucius Grisebach, Ernst Ludwig Kirchner 1880-1938, Köln 1999, S. 95f.)
Die Motivik der "Brücke"-Künstler und insbesondere E. L. Kirchners fokussiert sich in diesen Jahren vor dem Ersten Weltkrieg auf zwei geradezu gegensätzliche Themenbereiche: zum einen auf die Großstadt und die urbane Bevölkerung nach der Jahrhundertwende und zum anderen auf die Landschaft und die Einheit zwischen Mensch und Natur. Das künstlerische Wirken folgt somit einer gewissen, auch jahrezeitlich bedingten Rhythmik zwischen Stadt- und Landleben, Vergnügungskultur und Natursehnsucht, Nachtlokal und Badestrand. Während die heute so berühmten "Straßenszenen" als Glanzstunde der Figurendarstellungen und vielleicht auch von Kirchners gesamtem Œuvre gelten, markieren die Aufenthalte auf Fehmarn zwischen 1912 und 1914 einen "Höhepunkt der späten Landschaftsbilder der 'Brücke'" (Andreas Gabelmann, Das Motiv der Landschaft im Werk der "Brücke", in: Ausst.-Kat. Im Rhythmus der Natur, Städtische Galerie, Ravensburg, 2006/2007, S. 28).
Laut Dr. Wolfgang Henze, Leiter des E. L. Kirchner-Archivs, kommt "das von Kirchner auf Fehmarn geschaffene Werk dem des gleichzeitig in Berlin entstandenen an Umfang und Bedeutung gleich [und ist] diesem komplementär gegenübergestellt“ (Ausst.-Kat. E. L. Kirchner. Eine Ausstellung zum 60. Todestag, Kunstforum Wien, 1998, S. 41).
Nach dem künstlerisch so herausragenden Sommer des Jahres 1913, dem Entstehungsjahr unseres Gemäldes, kehrt Kirchner auch im darauffolgenden Jahr noch einmal auf die Insel zurück, doch muss er seinen Aufenthalt vorzeitig beenden, da Fehmarn aufgrund des beginnenden Ersten Weltkriegs zur strategisch wichtigen Zone und zum militärischen Sperrgebiet zählt. Kirchner wird nie wieder auf die Insel zurückkehren.
Die "Fehmarnküste mit Leuchtturm" in renommierten Privatsammlungen und Museen
1999 thematisiert und rekonstruiert eine Ausstellung im Hamburger Ernst-Barlach-Haus die umfangreiche private Hamburger Sammlung von Martha und Dr. Paul Rauert, die ab 1907 zusammengetragen wird und bis zum Tod Dr. Paul Rauerts 1938 größtenteils erhalten bleibt. Zur Kunst des Expressionismus und insbesondere zur Malerei der "Brücke" findet das Ehepaar 1907 durch eine Ausstellung der Werke Emil Noldes in der Hamburger Galerie Commeter. Nolde ist zwischen Februar 1906 und November 1907 für einige Monate Mitglied der in Dresden gegründeten Künstlergruppe gewesen. Wenig später lernt das Ehepaar Rauert durch Vermittlung der Hamburger Kunsthistorikerin Rosa Schapire auch Karl Schmidt-Rottluff kennen – es folgt eine lebenslange Beschäftigung und Faszination mit dem deutschen Expressionismus, ein lebenslanger Einsatz für die Kunst der "Brücke". 1908 wird Martha Rauert sogar passives Mitglied der Künstlervereinigung. Obwohl die über 200 Werke umfassende Sammlung einen deutlichen Schwerpunkt auf die Kunst Noldes und Schmidt-Rottluffs legt, enthält die Sammlung zudem Arbeiten von Erich Heckel und vermutlich auch sechs Gemälde E. L. Kirchners, darunter die imposante "Fehmarnküste mit Leuchtturm". Zusammen mit dem Hamburger Landgerichtsdirektor, Autor und Kunstsammler Gustav Schiefler, dem ehemaligen Direktor der Hamburger Kunsthalle Alfred Lichtwark und der Kunsthistorikerin Rosa Schapire gehören Martha und Paul Rauert zu den Unterstützern und Sammlern der "Brücke"-Künstler der allerersten Stunde.
Auch in einem Brief von Gustav Pauli, dem damaligen Leiter der Hamburger Kunsthalle, an E. L. Kirchner findet unser Werk und die Sammlung Rauert Erwähnung. In seinem Brief schreibt Pauli: "Sehr geehrter Herr Kirchner, Ehe ich Ihren Brief erhielt, habe ich bereits Ihre Bilder gehängt. In der Mitte an der Wand den Bauernmittag, links davon die Baumgrenze, rechts die Wannseebahn. Dann schließt sich weiter links an eine kleine Landschaft als Leihgabe von Dr. Rauert und rechts Ihr Selbstbildnis. Die Wand macht sich sehr gut" (Brief vom 1.12.1924, zit. nach: Hans Delfs (Hrsg.), Ernst Ludwig Kirchner. Der gesamte Briefwechsel, Bd. 2 (1921-1925), Stockdorf 2012, Brief Nr. 1371). So überließ das Ehepaar Rauert das hier angebotene Gemälde 1924 offenbar für eine gewisse Zeit als Leihgabe der Hamburger Kunsthalle.
Nach dem Tod Dr. Paul Rauerts 1938 muss Martha Rauert aus finanziellen, aber auch politischen Gründen nach und nach große Teile der Sammlung veräußern. Bis zu ihrem eigenen Tod 1958 wechseln zahlreiche Werke ihren Besitzer, einzelne Werke gehen in die Sammlung von Margrit und Bernhard Sprengel in Hannover über. Unsere "Fehmarnküste mit Leuchtturm" gelangt 1946 in die bekannte Sammlung Dr. Max Lütze (1889-1968) in Hamburg (später Frankfurt am Main), die mit ihrem Fokus auf Malerei und Plastik damals als eine der umfangreichsten Privatsammlungen des deutschen Expressionismus gilt. Lütze war Ingenieur, Regierungsbaumeister, Industrieller und langjähriges Vorstandsmitglied eines Bauunternehmens, der Wayss & Freytag AG. Lütze trägt die bedeutende Sammlung insbesondere in den 1930er und 1940er Jahren zusammen, also in genau der Zeit, in der die Künstler und die Kunst des Expressionismus oftmals nationalsozialistischer Verfemung ausgesetzt sind. Weitere Meisterwerke seiner über 180 Werke umfassenden Sammlung sind bspw. "Die kleinen blauen Pferde" von Franz Marc und der "Citronengarten" von Emil Nolde sowie bedeutende Werke der "Brücke"-Künstler Otto Mueller und Karl Schmidt-Rottluff. Nach Lützes Tod wird die Sammlung von den Erben als langfristige Leihgabe der Staatsgalerie Stuttgart übergeben.
Sicherlich sagt es viel über die Qualität des Werkes aus, dass die "Fehmarnküste mit Leuchtturm" in den vergangenen einhundert Jahren Teil solch renommierter deutscher Expressionismus-Sammlungen ist: zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der renommierten Sammlung von Martha und Dr. Paul Rauert in Hamburg, dann in der Sammlung Dr. Max Lütze in Hamburg und in den jüngeren Jahrzehnten in der Würzburger Sammlung Hermann Gerlinger, der bis heute wohl bedeutendsten privaten Sammlung der "Brücke"-Kunst. In diesen Jahrzehnten ist das Gemälde über viele Jahre hinweg in der Hamburger Kunsthalle, der Staatsgalerie Stuttgart, im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum, Schloss Gottorf, in Schleswig, im Kunstmuseum Moritzburg in Halle an der Saale und schließlich im Buchheim Museum in Bernried ausgestellt und hat damit eine Deutschlandreise durch einige der bedeutendsten Museen des Landes hinter sich. [CH]
Sowohl E. L. Kirchner als auch seine Künstlerkollegen der "Brücke", unter ihnen Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Hermann Max Pechstein, zieht es in den Sommermonaten häufig an die Nord- und insbesondere an die Ostsee. Sie entfliehen der allzu lauten, hektischen und anonymen Großstadt Berlin und finden ihre individuellen Rückzugsorte, an denen sie in ihrer gemeinsamen Sehnsucht nach größtmöglicher Ursprünglichkeit und auf der Suche nach einer Einheit von Kunst und Natur ein einfacheres, ruhigeres Leben genießen. In den frühen "Brücke"-Jahren zieht es Kirchner gemeinsam mit Erich Heckel regelmäßig an die Moritzburger Teiche nahe Dresden. In späteren Jahren, nach Ende des Ersten Weltkriegs, siedelt Kirchner mit seiner Lebensgefährtin schließlich nach Davos über, in die abgeschiedene Bergwelt der Schweizer Alpen. In den Berliner Schaffensjahren zwischen 1911 und 1917, in denen auch die hier angebotene Arbeit entsteht, ist es zunächst insbesondere die Ostsee-Küste, die für E. L. Kirchner nicht nur zum favorisierten Rückzugsort fernab Berlins, sondern auch zur schier unerschöpflichen Inspirationsquelle wird.
1908 reist Kirchner zum ersten Mal auf die Ostseeinsel Fehmarn und lernt die dortige Landschaft und das einfache Leben fernab der Großstadt schätzen. In den darauffolgenden Schaffensjahren erhebt er die dortige, noch sehr ursprüngliche, raue Landschaft und Umgebung zum Hauptmotiv seiner Arbeiten. Die von Touristen noch nicht überlaufende Natur, die steilen Klippen, das Rauschen des Meeres, die Ungezwungenheit der im Meer badenden Frauen und Männer, der schöne Sandstrand, die manchmal stürmischen Winde, hohen Wellen und die schäumende Gischt, die Weite des Horizonts, die andersartige Vegetation aus Silberpappeln, Weiden und Dünengras und die dazwischen aufragenden großen Findlinge empfindet der Maler als Kraft spendend und als große Inspirationsquelle. "Heute Nacht fahre ich nach Lübeck und von da nach Fehmarn, um wieder etwas Kraft zu bekommen und zu malen.", schreibt Kirchner 1913, im Entstehungsjahr unserer Arbeit kurz vor seiner Abreise nach Fehmarn an seinen Vertrauten, den Hamburger Kunstsammler und Verfasser des ersten Grafik-Werkverzeichnisses E. L. Kirchners, Gustav Schiefler (Anfang Juni 1913, zit. nach: Wolfgang Henze (Bearb.), Briefwechsel 1910-1935/1938, Stuttgart/Zürich 1990, Brief Nr. 34, S. 62).
Die Sommer auf Fehmarn und das Leben auf Staberhuk
In den Sommern 1912, 1913 und noch einmal im darauffolgenden Jahr wird E. L. Kirchner von seiner Lebensgefährtin Erna Schilling begleitet, die er erst 1912 in einem Tanzlokal in Berlin kennenlernt. Gemeinsam wohnen sie in diesen Sommermonaten im Südosten der Insel, im Haus des Leuchtturmwärters Lüthmann auf der "Staberhuk". Sie erhalten Besuch von Kirchners "Brücke"-Kollegen Otto Mueller und seiner Frau Maschka, später auch von Hans Gewecke und Werner Gothein, Schülern seines 1911 zusammen mit Pechstein gegründeten "MUIM"-Instituts (Moderner Unterricht in Malerei). Sonst bleiben sie meist unter sich, denn der nächste Bauernhof ist etwa zwei Kilometer entfernt, bis zum nächstgelegenen Dorf sind es zehn Kilometer. Die meiste Zeit verbringen sie an der frischen Luft, beim Baden, Schwimmen, Spazierengehen und Malen am Strand unterhalb der Steilküste – an dem Ort, an dem auch die hier angebotene Arbeit entsteht. Aus leicht erhöhter Position, in fein abgestimmter, und doch so ausdrucksstarker Farbgebung – fast ohne Blautöne – macht Kirchner hier die Küste, den Strand, das mit leichter Gischt gekrönte Meer, die kräftig-grüne Vegetation, die für den Ort charakteristischen großen Steine, sogenannte Findlinge, den abendlichen Himmel und den Blick auf sein Sommerdomizil, den Leuchtturm von Staberhuk, zum zentralen Motiv dieser Darstellung. Es ist genau die Umgebung, der der Künstler in diesen Sommermonaten nicht nur in privater Hinsicht große Bedeutung zumisst, sondern die ihm zudem zu einer besonders fruchtbaren künstlerischen Schaffensphase verhilft, in der Arbeiten von zentraler Bedeutung für sein gesamtes Œuvre und die expressionistische deutsche Kunst entstehen. In einem Aufsatz über sein damaliges Werk notiert Kirchner später rückblickend: "1912 bis 1914 verbrachte ich mit Erna die Sommermonate auf Fehmarn. Hier lernte ich die letzte Einheit von Mensch und Natur gestalten und vollendete das, was ich in Moritzburg angefangen hatte. Die Farben wurden milder und reicher, die Formen strenger und ferner von der Naturform.“ (E. L. Kirchner, in: Eberhard W. Kornfeld, Ernst Ludwig Kirchner. Nachzeichnung seines Lebens, Ausst.-Kat., Basel 1979, S. 337).
Fehmarn – eine wichtige Station künstlerischer Entfaltung
Mit beeindruckender Schaffenskraft hält Kirchner auf Fehmarn seine unmittelbare Umgebung fest, deren Motive er nun in seine ganz eigene expressionistische Bildsprache überführt. Die Mehrzahl der Werke entsteht direkt auf der Insel, nur sehr wenige sind nachträgliche Arbeiten aus dem Berliner Atelier. Die verspielte Leichtigkeit der früheren Arbeiten an den Moritzburger Teichen aus den Dresdener "Brücke"-Jahren weicht in den Fehmarn-Bildern einer reiferen, herberen Landschaftsdramatik, das Landschaftsbild wird expressiver Ausdrucksträger einer inneren Empfindung. Kirchner findet zu einer die Bildfläche gleichmäßig durchziehenden schraffierenden Pinselschrift: "Der Farbauftrag in Bildern von 1913 und 1914 erinnert an Gefieder, eine Folge von aufgefächerten, dichten Pinselstrichen, die die gesamte Fläche füllen.“ (Lucius Grisebach, Ernst Ludwig Kirchner 1880-1938, Köln 1999, S. 95f.)
Die Motivik der "Brücke"-Künstler und insbesondere E. L. Kirchners fokussiert sich in diesen Jahren vor dem Ersten Weltkrieg auf zwei geradezu gegensätzliche Themenbereiche: zum einen auf die Großstadt und die urbane Bevölkerung nach der Jahrhundertwende und zum anderen auf die Landschaft und die Einheit zwischen Mensch und Natur. Das künstlerische Wirken folgt somit einer gewissen, auch jahrezeitlich bedingten Rhythmik zwischen Stadt- und Landleben, Vergnügungskultur und Natursehnsucht, Nachtlokal und Badestrand. Während die heute so berühmten "Straßenszenen" als Glanzstunde der Figurendarstellungen und vielleicht auch von Kirchners gesamtem Œuvre gelten, markieren die Aufenthalte auf Fehmarn zwischen 1912 und 1914 einen "Höhepunkt der späten Landschaftsbilder der 'Brücke'" (Andreas Gabelmann, Das Motiv der Landschaft im Werk der "Brücke", in: Ausst.-Kat. Im Rhythmus der Natur, Städtische Galerie, Ravensburg, 2006/2007, S. 28).
Laut Dr. Wolfgang Henze, Leiter des E. L. Kirchner-Archivs, kommt "das von Kirchner auf Fehmarn geschaffene Werk dem des gleichzeitig in Berlin entstandenen an Umfang und Bedeutung gleich [und ist] diesem komplementär gegenübergestellt“ (Ausst.-Kat. E. L. Kirchner. Eine Ausstellung zum 60. Todestag, Kunstforum Wien, 1998, S. 41).
Nach dem künstlerisch so herausragenden Sommer des Jahres 1913, dem Entstehungsjahr unseres Gemäldes, kehrt Kirchner auch im darauffolgenden Jahr noch einmal auf die Insel zurück, doch muss er seinen Aufenthalt vorzeitig beenden, da Fehmarn aufgrund des beginnenden Ersten Weltkriegs zur strategisch wichtigen Zone und zum militärischen Sperrgebiet zählt. Kirchner wird nie wieder auf die Insel zurückkehren.
Die "Fehmarnküste mit Leuchtturm" in renommierten Privatsammlungen und Museen
1999 thematisiert und rekonstruiert eine Ausstellung im Hamburger Ernst-Barlach-Haus die umfangreiche private Hamburger Sammlung von Martha und Dr. Paul Rauert, die ab 1907 zusammengetragen wird und bis zum Tod Dr. Paul Rauerts 1938 größtenteils erhalten bleibt. Zur Kunst des Expressionismus und insbesondere zur Malerei der "Brücke" findet das Ehepaar 1907 durch eine Ausstellung der Werke Emil Noldes in der Hamburger Galerie Commeter. Nolde ist zwischen Februar 1906 und November 1907 für einige Monate Mitglied der in Dresden gegründeten Künstlergruppe gewesen. Wenig später lernt das Ehepaar Rauert durch Vermittlung der Hamburger Kunsthistorikerin Rosa Schapire auch Karl Schmidt-Rottluff kennen – es folgt eine lebenslange Beschäftigung und Faszination mit dem deutschen Expressionismus, ein lebenslanger Einsatz für die Kunst der "Brücke". 1908 wird Martha Rauert sogar passives Mitglied der Künstlervereinigung. Obwohl die über 200 Werke umfassende Sammlung einen deutlichen Schwerpunkt auf die Kunst Noldes und Schmidt-Rottluffs legt, enthält die Sammlung zudem Arbeiten von Erich Heckel und vermutlich auch sechs Gemälde E. L. Kirchners, darunter die imposante "Fehmarnküste mit Leuchtturm". Zusammen mit dem Hamburger Landgerichtsdirektor, Autor und Kunstsammler Gustav Schiefler, dem ehemaligen Direktor der Hamburger Kunsthalle Alfred Lichtwark und der Kunsthistorikerin Rosa Schapire gehören Martha und Paul Rauert zu den Unterstützern und Sammlern der "Brücke"-Künstler der allerersten Stunde.
Auch in einem Brief von Gustav Pauli, dem damaligen Leiter der Hamburger Kunsthalle, an E. L. Kirchner findet unser Werk und die Sammlung Rauert Erwähnung. In seinem Brief schreibt Pauli: "Sehr geehrter Herr Kirchner, Ehe ich Ihren Brief erhielt, habe ich bereits Ihre Bilder gehängt. In der Mitte an der Wand den Bauernmittag, links davon die Baumgrenze, rechts die Wannseebahn. Dann schließt sich weiter links an eine kleine Landschaft als Leihgabe von Dr. Rauert und rechts Ihr Selbstbildnis. Die Wand macht sich sehr gut" (Brief vom 1.12.1924, zit. nach: Hans Delfs (Hrsg.), Ernst Ludwig Kirchner. Der gesamte Briefwechsel, Bd. 2 (1921-1925), Stockdorf 2012, Brief Nr. 1371). So überließ das Ehepaar Rauert das hier angebotene Gemälde 1924 offenbar für eine gewisse Zeit als Leihgabe der Hamburger Kunsthalle.
Nach dem Tod Dr. Paul Rauerts 1938 muss Martha Rauert aus finanziellen, aber auch politischen Gründen nach und nach große Teile der Sammlung veräußern. Bis zu ihrem eigenen Tod 1958 wechseln zahlreiche Werke ihren Besitzer, einzelne Werke gehen in die Sammlung von Margrit und Bernhard Sprengel in Hannover über. Unsere "Fehmarnküste mit Leuchtturm" gelangt 1946 in die bekannte Sammlung Dr. Max Lütze (1889-1968) in Hamburg (später Frankfurt am Main), die mit ihrem Fokus auf Malerei und Plastik damals als eine der umfangreichsten Privatsammlungen des deutschen Expressionismus gilt. Lütze war Ingenieur, Regierungsbaumeister, Industrieller und langjähriges Vorstandsmitglied eines Bauunternehmens, der Wayss & Freytag AG. Lütze trägt die bedeutende Sammlung insbesondere in den 1930er und 1940er Jahren zusammen, also in genau der Zeit, in der die Künstler und die Kunst des Expressionismus oftmals nationalsozialistischer Verfemung ausgesetzt sind. Weitere Meisterwerke seiner über 180 Werke umfassenden Sammlung sind bspw. "Die kleinen blauen Pferde" von Franz Marc und der "Citronengarten" von Emil Nolde sowie bedeutende Werke der "Brücke"-Künstler Otto Mueller und Karl Schmidt-Rottluff. Nach Lützes Tod wird die Sammlung von den Erben als langfristige Leihgabe der Staatsgalerie Stuttgart übergeben.
Sicherlich sagt es viel über die Qualität des Werkes aus, dass die "Fehmarnküste mit Leuchtturm" in den vergangenen einhundert Jahren Teil solch renommierter deutscher Expressionismus-Sammlungen ist: zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der renommierten Sammlung von Martha und Dr. Paul Rauert in Hamburg, dann in der Sammlung Dr. Max Lütze in Hamburg und in den jüngeren Jahrzehnten in der Würzburger Sammlung Hermann Gerlinger, der bis heute wohl bedeutendsten privaten Sammlung der "Brücke"-Kunst. In diesen Jahrzehnten ist das Gemälde über viele Jahre hinweg in der Hamburger Kunsthalle, der Staatsgalerie Stuttgart, im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum, Schloss Gottorf, in Schleswig, im Kunstmuseum Moritzburg in Halle an der Saale und schließlich im Buchheim Museum in Bernried ausgestellt und hat damit eine Deutschlandreise durch einige der bedeutendsten Museen des Landes hinter sich. [CH]
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Ernst Ludwig Kirchner
Fehmarnküste mit Leuchtturm, 1913.
Öl auf Leinwand
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