Auktion: 484 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 24.05.2019 in München Lot 42


42
Franz von Lenbach
Otto Fürst von Bismarck, 1894.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 37.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Otto Fürst von Bismarck. 1894.
Öl auf Leinwand.
Rechts oben signiert und datiert. 95,3 x 69 cm (37,5 x 27,1 in).

PROVENIENZ: Privatsammlung Baden-Württemberg.
Staatsgalerie Stuttgart (verso auf dem Keilrahmen mit dem Museumsetikett, Dauerleihgabe aus vorgenanntem Eigentum, 1946-1961).
Privatsammlung Norddeutschland.
Villa Grisebach, Berlin, Auktion 9.6.2007, Los 130 (verso auf dem Keilrahmen mit dem Auktionsetikett).
Privatsammlung Hessen (vom Vorgenannten erworben).

Bereits um 1870 spezialisiert sich Lenbach auf das Porträtfach und wird schnell zum gefragten Porträtisten des Adels im neuen deutschen Reich nach der Staatsgründung 1871. Die große Anzahl der Bismarck-Porträts von Lenbach basiert auf einer umfangreichen Fotosammlung des Künstlers. Dieser hatte sich seit Mitte der 1870er Jahre bemüht, in die Nähe des Politikers zu gelangen, 1878 nimmt er schließlich erstmals dessen Porträt auf: “Bismarck, dem langwierige Porträtsitzungen lästig waren, fühlte sich durch die beobachtende Nähe des Malers (und seines Photographen) nicht gestört und erkannte sicher genau die Vorteile einer Imagepflege von so berufener Hand. Lenbach genoß die ehrenvolle Auszeichnung des gesellschaftlichen Verkehrs im Reichkanzlerpalais oder auf Friedrichsruh und nutze das praktisch bestehende Monopol der Bismarck-Darstellung, indem er zahllose Porträtvarianten des Kanzlers für Rathäuser. Universitätsaulen, Museen und private Salons produzierte.” (zit. nach: Kat. Franz von Lenbach 1836-1904, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 1987, Nr. 152, S. 312ff.).
Wie in dem vorliegenden Porträt verwendet Lenbach in seinen Bildnissen bewusst eine dunkle, meist tiefbraune Palette, nur aufgehellt durch eine gezielte Lichtführung auf das Gesicht der dargestellten Personen hin. Damit verleiht er den Darstellungen eine Patina, wie sie Gemälde der alten Meister erst durch die Zeit erwerben, um so die Bedeutung der Dargestellten zu steigern. Lenbach entwickelt somit einen ganz eigenen charakteristischen Porträtstil, der ihn mit großem künstlerischen Können und Einfühlungsvermögen zum "Geschichtenschreiber seiner Zeit" werden lässt. Unser Portät aus dem Jahr 1894 kündet von der ungebrochenen Verehrung des 1890 aus dem Amt des Reichskanzlers entlassenen Bismarck, ebenso wie von Lenbachs unangefochtener Stellung als dem “Bismarckmaler”. So prägen Darstellungen wie das hier angebotene Gemälde bis heute das Bild des Gründerzeit-Künstlers. Durch das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Maler und Modell gelingt es Lenbach wie keinem zweiten, dessen Persönlichkeit einzufangen und für die Nachwelt festzuhalten: egal ob im Staatsgewand oder in Privattracht, das markante Gesicht des Altkanzlers hat sich mit den buschigen Augenbrauen, dem dichten, die Oberlippe bedeckenden Schnauzer und den durchdringend blickenden, von tiefen Augenringen umfurchten Augen in die kollektive Bilderinnerung eingeschrieben. [FS]



42
Franz von Lenbach
Otto Fürst von Bismarck, 1894.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 37.500

(inkl. Käuferaufgeld)