Allee mit Haus und Telegrafendrähten
Pinselzeichnung mit farbigen Tinten auf bräunlichem Karton, 1917
Links unten signiert und datiert. 45,7 x 56,8 cm ( 17,9 x 22,3 in), blattgroß.
Eine der ganz wenigen Arbeiten von Pechstein, die aus dieser Zeit bekannt sind

PROVENIENZ: Sammlung Paul Beck, Stuttgart.
Privatsammlung Süddeutschland.

Max Pechstein versucht trotz aller Widrigkeiten des Krieges seine künstlerische Tätigkeit auch an der Front fortzusetzen. Er war in einer abenteuerlichen Reise zu Beginn des I. Weltkrieges von der Südsee über Amerika nach Deutschland zurückgekommen, um hier seine Wehrpflicht wahrzunehmen. Wie viele seiner Malerfreunde hat auch er in der wenigen Freizeit, die ihm verblieb und dazu mit sparsamsten Mitteln gezeichnet und gemalt. Die vorliegende Arbeit ist in Flandern entstanden, wo sich Pechstein 1917 aufhielt. Nichts von der kriegerischen Auseinandersetzung ist in die Komposition eingeflossen, die Pechstein wohl spontan geschaffen hat, denn von einer Vorzeichnung in Bleistift ist auch in Andeutungen nichts zu erkennen. Lediglich die Telegrafendrähte, die quer zur Straße laufen, lassen auf die Kriegszeit schließen. Die großzügige Landschaftsauffassung wird nur in Pinselstrichen markiert. Das zeichnerische Element überwiegt und doch ist in den lasurartig aufgetragenen Farben seine malerische Auffassung zu erkennen. Pechstein standen damals kaum Farben zu Verfügung und so ist diese Pinselzeichnung eine der wenigen, die in diese Zeit fallen. Der sichere, gekonnte Pinselstrich und das dezente Kolorit machen den Reiz des Blattes aus, das auch in seinem historischen Kontext einer besonderen Betrachtung würdig ist. [KD]