Auktion: 392 / Moderne Kunst am 09.06.2012 in München Lot 16

Gustav Klimt - Liebespaar


16
Gustav Klimt
Liebespaar, 1908.
Bleistift
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 48.800

(inkl. Käuferaufgeld)
Liebespaar. 1908/09.
Bleistift und blauer Buntstift.
Strobl 1873. Auf leichtem, chamoisfarbenem Velin. 55,6 x 36,6 cm (21,8 x 14,4 in), Blattgröße.
Die vorliegende Zeichnung ist im Zusammenhang mit dem Gemälde "Tod und Leben" von 1908-1911 (Novotny-Dobai 183) entstanden.

PROVENIENZ: Marlborough Fine Art Ltd., London.
Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Gustav Klimt. Paintings and Drawings, Marlborough Gallery, London, Oktober - November 1965, Kat.Nr. 29 (mit s/w-Abb.).
3. Internationale der Zeichnung, Sonderausstellungen Gustav Klimt und Henri Matisse, Mathildenhöhe, Darmstadt, 15.8.-11.11.1970, Kat.Nr. 129 (mit Farbabb.).

Gustav Klimt wird am 14. Juli 1862 im heutigen XIV. Wiener Bezirk Baumgarten als Sohn eines Goldgraveurs geboren. 1876 beginnt er sein Studium an der Wiener Kunstgewerbeschule. Seine künstlerische Laufbahn steht zunächst unter dem Einfluss Hans Makarts, was vor allem bei ersten Aufträgen für Theaterdekorationen und Deckengemälde sichtbar wird. Schon bald erhält Klimt für seine Arbeiten Auszeichnungen. Um die Jahrhundertwende - Klimt ist gerade dabei, Wand- und Deckendekorationen für die Universität zu erstellen - entwickelt er einen neuen, flächig-ornamentalen, dekorativen Stil, in dem sich natürlich wiedergegebene Details der Körperformen mit abstrakten, farbig-kostbaren, mosaikartigen Flächenmustern verbinden. Seine Auftraggeber protestieren entschieden und ein Rechtsstreit entbrennt. 1905 schließlich darf Klimt gegen Rückzahlung seines Honorars die Entwürfe für sich behalten.
In dem gleichen Zeitraum ist er in der Wiener Secession aktiv, deren Gründungsmitglied er bereits 1897 ist und der er als erster Präsident vorsteht. Für das Secessionsgebäude von Josef Maria Olbrich fertigt Klimt 1902 auch den berühmten "Beethovenfries" an, der noch heute im Untergeschoss des Baus zu besichtigen ist. 1905 jedoch verlässt Klimt mit einer Gruppe Gleichgesinnter die Secession wegen Konflikten mit dem naturalistischen Flügel der Künstlervereinigung.
Er schafft beeindruckende Porträts, insbesondere von Damen der Wiener Oberschicht, aber auch intensiv verdichtete Landschaftsbilder. Als Liebling bestimmter Kreise der Wiener Gesellschaft der ausgehenden k. u. k. Monarchie vermag er wie kaum ein anderer den Geist des Feudalbürgertums mit seinem Streben nach ästhetischer Kultivierung und dem Verlangen nach gesteigertem Lebensgenuss im Fin-de-Siècle zu schildern.
Klimt reist viel - eine seiner bemerkenswertesten Arbeiten findet sich so nicht in Österreich, sondern in Brüssel: er schafft die Dekoration des Esszimmers im Palais Stoclet von Josef Hoffmann, einem Gesamtkunstwerk des Wiener Jugendstils.

Klimt bereitet seine Gemälde meist in zahlreichen Skizzen vor. Zu dem 1908-11 entstandenen Werk "Tod und Leben" sind vor allem Studien zu der Frauenfigur des Liebespaares erhalten. Hier aber ist das Liebespaar das erotische Hauptmotiv, welches Klimt unter einem verspielt ornamentalen Dekor teilweise verbirgt. Der bewegte Strich, die raffinierte Aufteilung des Raumes und die exzentrische Ökonomie der künstlerischen und zeichnerischen Mittel charakterisieren dieses meisterhafte Blatt. Er interpretiert das klassische Thema des nackten Körpers neu, nicht mehr zu vergleichen mit den statuenhaften akademischen Aktzeichnungen des 19. Jahrhunderts. Die vorliegende Zeichnung, den Studien von Liebespaaren von 1904/05 ähnlich, gesteht dem Mann beim Liebesspiel den aktiveren Part zu, was auch im berühmten Fries des Palais Stoclet in Brüssel zum Ausdruck kommt.

Die internationale Anerkennung des Künstlers durch zahlreiche Ausstellungen bewegt schließlich auch die konservativen Geister, ihm Ehrung zukommen zu lassen: Obwohl eine Professur Klimts wiederholt abgelehnt worden war, wird er 1917 Ehrenmitglied der Akademien in Wien und München. Am 6. Februar 1918 stirbt Gustav Klimt nach einem Schlaganfall in seiner Heimatstadt Wien. [DB].




16
Gustav Klimt
Liebespaar, 1908.
Bleistift
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 48.800

(inkl. Käuferaufgeld)