(inkl. Käuferaufgeld)
Mabudan. 1965.
Der schwungvolle Duktus der gestischen Linienführung, die rauhen Oberflächen und zerklüfteten Materialien haben den Bildern Schumachers die Bezeichnung "Weltinnenbilder" eingebracht. Unsere Arbeit lebt auch und besonders durch die spannungsgeladene Farbigkeit, die dem Schwarz eine Skala kräftiger Rot-Orange-Töne und Lichter in Weiß gegenüberstellt. Der körnig-pastose Auftrag mit Sand kontrastiert zu den hautartigen Strukturen der getrockneten Ölfarben und schafft so variationsreiche Brechungen des Lichts auf der Bildoberfläche. Tatsächlich scheint es, als würde der Künstler mit seiner Malerei das Innen nach Außen kehren und uns so Einblicke in verborgene Welten geben. Zugleich regen Schumachers Arbeiten zur freien Assoziation und zu gedanklichen Interpretationen im visuellen Prozess an.
Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre experimentiert Schumacher mit einem rigorosen Aktionismus, der sich vor allem in den „Hammerbildern“ ausdrückt. Die Verletzung und Beschädigung des Bildträgers bieten ihm die Möglichkeit, Zerstörung selbst als bildnerisches Mittel in der Kunst einzusetzen. Seit der Teilnahme an der documenta III in Kassel 1964 entstehen bis in die 1980er Jahre extrem großformatige Bilder, in denen sich eine eminente malerische Freiheit manifestiert. In Schumachers späten Arbeiten aus den 1990er Jahren, in denen eindeutig gegenständliche Reminiszenzen auftauchen, hat Schumacher den Gegensatz zwischen Abstraktion und Figuration überwunden.
In sehr guter Erhaltung. Linke obere Ecke mit winziger Absplitterung.
Öl mit collagierter Leinwand auf Holz.
Rechts unten signiert und datiert. Auf dem Keilrahmen betitelt und handschriftlich bezeichnet mit den Maßangaben. 77 : 179 cm (30,3 : 70,4 in). [AS] Der 1912 im westfälischen Hagen geborene Emil Schumacher beginnt im Alter von 20 Jahren ein dreijähriges Studium der Werbegraphik an der Kunstgewerbeschule in Dortmund. Ab 1935 ist er als freier Maler tätig. 1939 wird er als technischer Zeichner in einem Rüstungsbetrieb in Hagen dienstverpflichtet, wo er bis 1945 arbeitet. 1947 gründet Schumacher mit einigen Malerkollegen die Künstler- und Ausstellungsvereinigung „junger westen“. 1947 findet die erste Einzelausstellung statt. 1951 reist Schumacher nach Paris, wo er Pierre Soulages begegnet. 1955 nimmt Schumacher an der Ausstellung des Pariser Cercle Volney „Peintures et sculptures non-figuratives en Allemagne d’aujourd’hui“ teil. Ebenfalls 1955 sowie 1956/57 nimmt er an den Ausstellungen der Gruppe „ZEN 49“ teil. 1957/58 sind seine Werke in der Ausstellung „Eine neue Richtung der Malerei“ in der Städtischen Kunsthalle Mannheim zu sehen.
Um 1950 findet ein radikaler Umbruch in Schumachers Werk statt. Er trennt sich vom Gegenstand als Bildmotiv und konzentriert sich auf die Ausdruckskraft der Malerei selbst. Die Farbe wird zunehmend zu einem eigenen Bildfaktor. Dieser biografisch-künstlerische Vorgang vollzieht sich vor dem Hintergrund eines Zeitstils, der von der französischen École de Paris, dem Tachismus und vom amerikanischen Action Painting geprägt ist. Ist die Abstraktion einerseits Zeitzeichen, so wird sie für Schumacher andererseits zum Merkmal seiner persönlichen Handschrift, seines Stils.
Als einer der bedeutendsten Vertreter des Informel erfährt Emil Schumacher seit Mitte der 1950er Jahre international große Anerkennung und wird mit zahlreichen Preisen geehrt. 1958 wird er als Professor an die Hochschule für Bildende Künste in Hamburg berufen, 1966 nimmt er eine Professur in Karlsruhe an. 1967 ist er für ein Jahr als Gastprofessor an der Universität in Minneapolis/USA. 1998 ehrt ihn der Bundestag mit einem Auftrag für ein Wandgemälde im Berliner Reichstagsgebäude. Ein Jahr nach der großen Retrospektive in München stirbt Emil Schumacher am 4. Oktober 1999 in San José auf Ibiza.
EXPERTISE: Wir danken Herrn Dr. Ulrich Schumacher, Emil Schumacher Stiftung Hagen, für die wissenschaftliche Beratung. Die Arbeit ist im Archiv unter der Nr. 0/3113 registriert und wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen
PROVENIENZ: Gallery Haaken, Oslo (auf dem Keilrahmen mit der handschriftlichen Bezeichnungen).
AUSSTELLUNG: Emil Schumacher und das Materialbild, Galerie von Braunbehrens, München, 1998 (mit Farbtafel im Katalog).
(inkl. Käuferaufgeld)
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