Auktion: 22 / Online Sale am 15.03.2024 Lot 121002840


121002840
Ernst Ludwig Kirchner
Zwei Akte mit Holzskulptur, 1914.
Tuschfederzeichnung
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 3.810

(inklusive Aufgeld)
Zwei Akte mit Holzskulptur. 1914.
Tuschfederzeichnung.
Auf Zeichenpapier. 20 x 14,5 cm (7,8 x 5,7 in), Blattgröße.
[CH].

• Aus der gesuchten Zeit der intensiven Berliner Schaffensjahre.
• Dynamisch-momenthafte Szene aus Kirchners Atelier.
• Wie bereits mit den "Viertelstundenakten" in den frühen Dresdener "Brücke"-Jahren gelingt es Kirchner als mittlerweile meisterlichem Zeichenkünstler, mit schnellen, selbstbewusst gesetzten Strichen die Essenz des weiblichen Aktes und des umgebenden Interieurs zu skizzieren.
• Das Berliner Atelier ist wie zuvor das Atelier in Dresden nicht nur Lebens- und Arbeitsraum, sondern auch Treffpunkt weiblicher Amateurmodelle.
• Die Darstellung des Menschen und insbesondere des weiblichen Aktes wird von den "Brücke"-Künstlern als "die Grundlage aller bildenden Kunst" bezeichnet und zieht sich wie ein roter Faden durch Kirchners gesamtes künstlerisches Schaffen
.

Wir danken Herrn Prof. Dr. Dr. Gerd Presler für die wissenschaftlichen Hinweise und die Unterstützung bei der Bearbeitung dieses Werkes.

PROVENIENZ: Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel, Lugt 6032).

AUSSTELLUNG: Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).

LITERATUR: Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 260f., SHG-Nr. 376 (m. Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 337, SHG-Nr. 758 (m. Abb.).

"Das alles ändert auch den Stil, zunächst und vorallem in der Zeichnung: Langgestreckter und ausdrucksstärker wird sie [..]. Der Strich wird zunehmend feinnerviger, heftiger und nervöser, die immer häufiger eingesetzte Zickzackschraffur steiler und spitzer."
Wolfgang Henze, Kirchner der Zeichner, Henze & Ketterer Katalog Nr. 78, S. 12.

Eine Atelierszene (Erna und Gerda Schilling) um 1914: Mit hoher Geschwindigkeit umreißt Kirchner den flüchtigen Augenblick. Jeder Strich vibriert von einer inneren Dynamik, die sein schöpferisches Tun charakterisiert und die "Ekstase des ersten Sehens" einfängt. Auffällig: Bei der kleinen weiblichen Figur in der unteren Mitte – bisher in der Literatur unzutreffend mit "Schemel" betitelt – handelt es sich um die "Hockende", jene farbig gestaltete Holzfigur von 32,7 Zentimeter Höhe, die Kirchner 1910 schuf (Henze 1910-15). Hermann Gerlinger trifft den Punkt, wenn er schreibt: "Welche Bedeutung er gerade diesem Bildwerk beimaß, ist daraus ersichtlich, daß er es lange Zeit im eigenen Atelier aufstellte, wie dies verschiedene Fotos und viele Zeichnungen des Ateliers-Interieurs bezeugen." (Sammlungskatalog Stuttgart 1995, S. 152) Kirchner empfand die "Hockende" als Höhepunkt seines plastischen Schaffens und zeichnete sie am 28. Dezember 1910 in einem Brief an "Herrn Direktor Dr. Gustav Schiefler." Ein wundervolles Dokument! Und: Die "Hockende“, diese einzigartige Kostbarkeit, wurde im Auktionshaus Ketterer am 9. Dezember 2022 für 4,2 Mio. Euro versteigert.
Prof. Dr. Dr. Gerd Presler

In guter Erhaltung. Wenige kleine Fleckchen und Griffknicke. [SM]
Nähere Informationen zum Zustand entnehmen Sie bitte der Großdarstellung / Abbildung Rückseite.



121002840
Ernst Ludwig Kirchner
Zwei Akte mit Holzskulptur, 1914.
Tuschfederzeichnung
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 3.810

(inklusive Aufgeld)