Mädchen mit hohem Hut (Siddi). 1913.
Kaltnadelradierung mit Plattenton.
Dube R 114. Ebner/Gabelmann 620 R. Signiert, datiert und bezeichnet "Kaltnadel". In der Platte monogrammiert und datiert. Eines von bisher 25 bekannten Exemplaren. Auf festem Velin. 25 x 20 cm (9,8 x 7,8 in). Blattgröße: 45 x 35,9 cm (17,7 x 14,2 in).
[JS].

• Aus der besten Schaffenszeit und dem Jahr der Auflösung der "Brücke".
• Exotisches Porträt von Heckels Geliebter und späterer Frau, der Tänzerin Siddi Riha, mit der Heckel ab 1911 im ehemaligen Berliner Dachatelier von Otto Mueller unter ärmlichen Bedingungen lebt.
• In faszinierend klarer und expressiver Linienführung, die Heckels Begeisterung für die afrikanische Skulptur dokumentiert, hat Heckel das zierliche Gesicht mit den übergroßen Augen umgesetzt.
• Heckel inszeniert Siddi darüber hinaus mit den Attributen der "Neuen Frau": mit androgyner Bubikopf-Frisur und dem kleinen, angesagten Topfhut.
• Der exotisch-afrikanische Rindenstoff im Hintergrund gehört zu den kunsthandwerklichen Objekten der Massai und Watussi, die Heckels Bruder Manfred aus Ostafrika schickt und die im Berliner Atelier als Inspirationsquelle dienen.

PROVENIENZ: Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (1987 erworben: Lempertz, 30.5.1987, verso mit dem Sammlerstempel, Lugt 6032).

AUSSTELLUNG: Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).
Erich Heckel. Einfühlung und Ausdruck, Buchheim Museum, Bernried, 31.10.2020-7.3.2021, S. 220 (m. Abb.).

LITERATUR: Kunsthaus Lempertz Köln, Auktion 619, Kunst des XX. Jahrhunderts, 30.5.1987, Los 376.
Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 200-201, SHG-Nr. 250 (m. Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 195, SHG-Nr. 437 (m. Abb.).

"Gestern waren wir bei Heckel und seiner Freundin, der Tänzerin Sidi Riha, als wir weggingen hatten wir beide das Gefühl bei zwei Kindern gewesen zu sein. In einer ärmlichen Dachkammer sitzt die kleine Tänzerin in einem hellblauen Samtkleid, mit wunderschönen Silberspangen, die Heckel ihr angefertigt hat."

Franz Marc an Wassily Kandinsky, 18./19.1.1912, zit. nach: Andreas Hüneke, Erich Heckel, Bd. I, S. 217.

"Er [Heckel] empfing uns in einem Dachraum, der mit farbigem Stoff wie ein Zelt eingerichtet war. An den Wänden standen aus Holz geschnitzte Plastiken, Weiber und Männer mit großen Köpfen und irgendeinem starken Ausdruck in Gebärde und Bewegung."

Eberhard Grisebach, Leiter des Kunstvereins Jena, Brief vom 8. Januar 1914, zit. nach: Andreas Hüneke, Erich Heckel, Bd. II, S. 459.

Schöner Gesamteindruck. Der breite Rand gleichmäßig schwach gebräunt sowie partiell schwach fleckig sowie mit vereinzelten Bereibungsspuren. In den Ecken mit kleinen Papierverlusten sowie an der Oberkante mit zwei kleinen, hinterlegten Papierschäden. Rechte Blattkante mit einem geschlossenen Einriss (ca. 2,5 cm), dort stärker gebräunt. Die Darstellung in sehr schöner Erhaltung.
Nähere Informationen zum Zustand entnehmen Sie bitte der Großdarstellung / Abbildung Rückseite.